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Krankheitsbilder

Das zentrale Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind die heftigen und unkontrollierbaren Stimmungsschwankungen. Sie prägen auch die zwischenmenschlichen Beziehungen von Betroffenen. So sind Erkrankte ihrem Partner oder ihrer Partnerin in einem Moment intensiv zugeneigt, im nächsten können sich diese Emotionen komplett umkehren. Beziehungen sind daher geprägt von inniger Nähe und größter Distanz. Da die Gefühlswechsel unerwartet oder aufgrund von kleinsten Triggern auftreten, sind sie für Betroffene wie auch deren Gegenüber eine große Belastung.

Gleichzeitig haben Menschen mit BPS große Angst vor dem Alleinsein und Verlassenwerden. Auf Zurückweisung oder Missfallensäußerungen seitens Partnerin oder Partner reagieren sie impulsiv mit Eifersucht, Klammern, Wutanfällen oder gar Suizidandrohungen. Trotz der Angst vor dem Alleinsein halten viele Betroffene Beziehungen nicht gut aus. Sie beenden sie oft plötzlich und/oder haben häufig schnell wechselnde Partnerschaften.

Zu den vermuteten Ursachen für Borderline-Persönlichkeitsstörungen zählen heute genetische Faktoren, aber auch Lebenserfahrungen wie sexuelle Gewalt, körperliche Gewalt oder schwere Vernachlässigung. Studien zufolge haben die Hälfte aller Betroffenen traumatische Erlebnisse in der Kindheit erfahren. Können Kleinkinder aufgrund eines ungünstigen Umfelds kein Urvertrauen zu Bezugspersonen entwickeln, haben sie im späteren Leben oft Bindungs- und Beziehungsprobleme. Diese und andere traumatische Erfahrungen können einen direkten Einfluss darauf haben, wie das Gehirn der Betroffenen arbeitet.

Bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen können Medikamente nur ergänzend zur therapeutischen Behandlung eingesetzt werden. Es gibt keine Mittel, die speziell gegen die Erkrankung wirken. Zu den verwendeten Medikamenten zählen zum Beispiel Stimmungsstabilisierer. 

Leiden Betroffene unter Angstzuständen oder Depressionen, können Benzodiazepine, Hypnotika und Sedativa verschrieben werden oder auch selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer – kurz SSRI.

Wie die Betroffenen selbst, sollten auch Angehörige ihr Wissen um die Erkrankung erweitern. Je besser sie informiert sind, desto eher gelingt es ihnen, das Verhalten der Erkrankten einzuordnen – und beispielsweise Wutausbrüche nicht persönlich zu nehmen, sondern als Symptom zu verstehen.

Es kann dennoch schwer sein, Beleidigungen, Angriffe oder die allgemeine Unsicherheit hinsichtlich der Stimmungsschwankungen zu verkraften. Deshalb sollten Angehörige bei allem Engagement für die Betroffenen immer darauf achten, sich selbst nicht zu überfordern. Sie können der erkrankten Person emotionale und praktische Unterstützung anbieten, jedoch können sie sie nicht „retten“. Das müssen die Betroffenen selbst in die Hand nehmen, unterstützt von professionellen Therapeutinnen oder Therapeuten. Angehörigen kann es helfen, sich mit anderen auszutauschen, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Das Curamenta-Forum bietet ebenfalls eine Anlaufstelle, um in Kontakt mit anderen Angehörigen zu treten.

Grundsätzlich ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht heilbar. Mit den richtigen therapeutischen Maßnahmen können Betroffene jedoch einen Umgang mit der Erkrankung finden. Wichtig ist, sich selbst und die Dynamiken der Krankheit gut zu kennen und Wege zu finden, sich selbst zu stabilisieren.

Zur Behandlung eignen sich unterschiedliche Ansätze der Psychotherapie. Sie werden auf die individuelle Situation der betroffenen Person zugeschnitten. Medikamente können dabei zur Stabilisierung und Unterstützung eingesetzt werden. Es sind jedoch keine Mittel bekannt, die alleine eine Heilung bewirken. Die Therapien haben zunächst zwei Ziele: mögliche Suizidgedanken und -versuche zu behandeln und sicherzustellen, dass die Therapie erfolgreich fortgesetzt werden kann. Im weiteren Verlauf bieten unterschiedliche Therapien die Möglichkeit, verschiedene Schwerpunkte der Krankheit zu behandeln.

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie setzt beispielsweise darauf, Betroffene zu befähigen, Stress zu bewältigen, ihre Gefühle zu kontrollieren, dauerhafte soziale Beziehungen zu führen und das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Die Schematherapie zielt darauf ab, unterbewusste Verhaltensmuster zu verändern, da sie die Ursache der Borderline-Persönlichkeitsstörung in Kindheitserlebnissen verortet. Weitere angewandte Therapieformen sind zum Beispiel die Mentalisierungsbasierte Therapie, die Übertragungsfokussierte Psychotherapie oder die Psychodynamisch-Konfliktorientierte Psychotherapie.