Elektrokrampftherapie
Die Elektrokrampftherapie arbeitet mit der gezielten Stimulation des Gehirns durch wenige Sekunden dauernde Stromimpulse. Diese lösen einen leichten Krampf im Körper der Patientinnen und Patienten aus. Da sie zuvor unter Narkose gesetzt und beatmet werden, spüren sie davon nichts. Die Elektrokrampftherapie gilt als sicheres Verfahren, das außer vorübergehenden Kopfschmerzen oder kurzer Übelkeit keine Nebenwirkungen hat. Die Behandlung wird ausschließlich unter ärztlicher Beobachtung durchgeführt und üblicherweise zwischen acht und zwölf Mal wiederholt. Zur Anwendung kommt die Elektrokrampftherapie vor allem bei Menschen, die unter Depressionen mit Wahnsymptomen leiden oder bei depressiv Erkrankten, die auf eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung nicht ansprechen. Weitere Anwendungsgebiete sind akute lebensbedrohliche Verkrampfungen sowie psychiatrische Krankheitsbilder wie Schizophrenie.
Ergotherapie und Arbeitstherapie
Psychische Erkrankungen können dazu führen, dass Menschen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. Ergotherapie unterstützt und begleitet Betroffene mit spezifischen Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung. Dadurch werden die Handlungsfähigkeit im Alltag, die gesellschaftliche Teilhabe und die Verbesserung der Lebensqualität ermöglicht. Patientinnen und Patienten sollen zudem befähigt werden, selbst Lösungen für Probleme zu entwickeln. Bei Therapiebeginn betrachten Ergotherapeutinnen und -therapeuten mit den Betroffenen, in welchen Bereichen die Schwierigkeiten genau vorliegen. Idealerweise werden dabei Tätigkeitsbereiche in den Fokus der Ergotherapie gerückt, die den Patientinnen und Patienten außerhalb der Klinik bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Anforderungen helfen.
Arbeitstherapie ist eine Form der Ergotherapie. Ihr Ziel ist es, Fähigkeiten zu fördern, die für eine Arbeitstätigkeit erforderlich sind. Dazu gehört zum Beispiel, eine realistische Einschätzung über die eigenen Fähigkeiten und Grenzen zu entwickeln und Lösungen für Alltagsprobleme zu finden. Weiterhin wird an Konfliktfähigkeit, Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Selbstständigkeit, Bewerbungskompetenz und weiteren Aspekten gearbeitet.
Faszien-Distorsions-Modell (FDM)
Rückenschmerzen und andere orthopädische Probleme sind weitverbreitete Beschwerden. Bei vielen Betroffenen lassen sich die Symptome durch allgemeinmedizinische Untersuchungen, die sich oft auf Knochen und Muskeln beschränken, nicht erklären. Beim Faszien-Distorsions-Modell liegt der Fokus auf den Faszien – eine Mischung aus Bindegewebe und Nervennetz, das die Muskeln, Knochen, Gelenke und Organe umgibt. In dieser relativ neuen osteopathischen Schmerztherapie üben Therapeutinnen und Therapeuten Druck auf die entsprechenden Stellen am Körper der Patientinnen und Patienten aus. Dazu nutzen sie zum Beispiel den Daumen, spezielle Behandlungsinstrumente oder Faszienrollen.
Künstlerische Therapien
Künstlerische Therapien wie Kunst-, Musik-, Tanz- und Dramatherapie nutzen das jeweilige künstlerische Medium für therapeutische Zwecke. Über dieses Medium, also beispielsweise Musik oder Tanz, können sich Betroffene oft einfacher mitteilen, ihre Bedürfnisse wahrnehmen und sich ausdrücken. Die Künstlerischen Therapien helfen dabei, Erlebnisse einzuordnen, sich mit Verhaltens- und Gestaltungsweisen auseinanderzusetzen, neue Erkenntnisse über sich selbst zu gewinnen und das eigene Handeln und Verhalten im Alltag zu verändern. Vorkenntnisse in den Kunstbereichen sind dafür nicht nötig. In der Regel sind Künstlerische Therapien Teil der Gesamtbehandlung und werden in Abstimmung mit dem gesamten Behandlungsteam und mit der Patientin oder dem Patient verordnet und durchgeführt.
Kunsttherapie
Kunsttherapie ist eine Form der Künstlerischen Therapien. Dabei nutzen Patientinnen und Patienten verschiedene Materialien, um durch künstlerisches Gestalten wichtige Themen auszudrücken. Im Umgang mit Farbe, Papier, Holz, Ton, Speckstein oder technischen Medien finden innere Bilder, Gefühle und Wünsche eine Form des Ausdrucks und können bearbeitet werden. Über die Aktivität in der Kunsttherapie ist Distanzierung, Entlastung und Entspannung möglich, Ressourcen können aktiviert werden, Veränderungsmöglichkeiten sichtbar und veranschaulicht werden. Vorgehensweisen und Themen werden nach ärztlicher Verordnung im Dialog mit den Patientinnen und Patienten erarbeitet. Künstlerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Musiktherapie
In der Musiktherapie werden Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Handlungsmöglichkeiten erlebbar, erweitert und gefördert. Dazu wird Musik auf unterschiedliche Weise genutzt. Vorkenntnisse sind dabei nicht nötig. Als Form der Künstlerischen Therapien unterstützt Musiktherapie unter anderem die Selbst- und Fremdwahrnehmung, den Antrieb und die Handlungskompetenz, den Umgang mit und die Regulation von Gefühlen, die Kommunikation und Interaktion mit anderen sowie die Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge. Das Anliegen der Musiktherapie ist es, diese Potenziale gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten zu entdecken, zu entwickeln und in den Alltag zu integrieren.
Tanztherapie
Die Tanztherapie widmet sich der Wechselwirkung von Bewegung, körperlichem Erleben, Denken, Fühlen und Handeln. Bewegung und Tanz helfen, Gefühle und Bedürfnisse zu klären, sich ihnen anzunähern und Kontakt zu sich und anderen herzustellen. Über Bewegung, Rhythmus, Spiel, Entspannung und Fantasie werden die individuellen Zusammenhänge zwischen Körper und Seele erkundet und individuelle Themen der Patientinnen und Patienten erforscht und bearbeitet. Dabei fördert die Künstlerische Therapieform die Körperwahrnehmung und das Körperbewusstsein und hilft weiterhin dabei, Vertrauen in den eigenen Körper zu entwickeln und das eigene Bewegungs- und Handlungsrepertoire zu erweitern. Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Theatertherapie / Dramatherapie
In der Dramatherapie verbinden sich die spielerischen Möglichkeiten des Theaters und die modernen Psycho- und Sozialtherapien. Als handlungs- und erfahrungsorientiertes Verfahren legt sie den Fokus auf kreative Prozesse, wobei Zugänge zu persönlichen Ressourcen gesucht werden. Dabei werden Geschichten, Bewegungen, Texte, Puppenspiel oder Improvisation eingesetzt, um einen sicheren Experimentierraum zu kreieren. In dieser schauspielerischen Distanz des „Tun, als ob“ können sich Patientinnen und Patienten ihren persönlichen Themen annähern. Emotionsregulation, Körpersprache, innere Haltungen und neue Handlungsoptionen können erprobt und in das Leben integriert werden. Vorkenntnisse braucht es nicht.
Lichttherapie
Bei der Lichttherapie werden Körper oder Gesicht von Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichem Kunstlicht verschiedener Stärke bestrahlt. Sie eignet sich ganz besonders für Betroffene, die unter einer saisonal abhängigen Depression leiden, kann aber auch bei Migräne, Schlaf- und Essstörungen sowie bei Burnout helfen. Das simulierte Tageslicht wirkt sich normalisierend auf den menschlichen Biorhythmus aus, der normalerweise vom Sonnenlicht gesteuert wird. In den sonnenarmen Jahreszeiten oder bei Menschen, die Schichtarbeit nachgehen, kann dieser Rhythmus gestört sein und Erkrankungen auslösen.
Multimodale Schmerztherapie
Bei der multimodalen Schmerztherapie handelt es sich um einen fachübergreifenden, interdisziplinären Ansatz, der zur Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen eingesetzt wird. Dazu kooperieren Einrichtungen unterschiedlicher Fachrichtungen, die ihre verschiedenen Behandlungsansätze gleichberechtigt einbringen. Beteiligt sind dabei Medizinerinnen und Mediziner, Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Schmerz- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Pflegekräfte. Gemeinsam wird erörtert, wie die Behandlung aussieht, welche Medikamente individuell sinnvoll sind, es werden unter anderem Entspannungsverfahren vermittelt und Wissen über Schmerzentstehung.
Physiotherapie
Die Physiotherapie umfasst sowohl die Krankengymnastik als auch die physikalische Therapie. Dabei werden die Anpassungsmechanismen des Körpers genutzt, um über ein natürliches Heilverfahren Störungen körperlicher Funktionen gezielt zu behandeln. Mit der Physiotherapie soll die körperliche Haltung und Mobilität von Patientinnen und Patienten verbessert, erhalten oder wiedererlangt werden. Dazu werden passive und aktive, selbstständig ausgeführte Bewegungen der Patientinnen und Patienten sowie äußerliche Heilmittel genutzt. Bei der Therapie kommen unter anderem Krankengymnastik, Rückenschule, Lymphdrainage und Massage zum Einsatz, aber auch Wasser, Wärme und Kälte sowie elektrischer Strom. Die Übungen und Anwendungen tragen dazu bei, Schmerzen zu lindern, die Muskulatur zu lockern und wieder aufzubauen sowie die Beweglichkeit zu verbessern. Physiotherapie wird meist ärztlich angeordnet. Neben der Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden wird sie auch zur Rehabilitation nach einem operativen Eingriff sowie zur Gesundheitsvorsorge (Prävention) eingesetzt.
Psychotherapie
Die Psychotherapie widmet sich der Behandlung psychischer Störungen im Denken, Handeln, Fühlen und Erleben. Zu den häufigsten dieser Störungen gehören Depressionen, Ängste, Zwangsstörungen oder Essstörungen. Psychotherapien werden aber auch bei körperlichen Beschwerden angewendet, deren Ursache in der Psyche liegt. Die Behandlung umfasst psychologische Methoden wie etwa psychotherapeutische Gespräche oder kognitive Techniken. Es gibt verschiedene Ansätze der Psychotherapie, die die Ursache psychischer Störungen jeweils anders erklären und dementsprechend andere Behandlungsansätze verfolgen. Die vier häufigsten Therapieformen sind (Kognitive) Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Analytische Psychotherapie sowie Systemische Psychotherapie. Weitere Verfahren mit anderen Schwerpunkten sind die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), Psychotherapie bei chronischer Depression (CBASP) und die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT).
Analytische Psychotherapie
Diese Form geht davon aus, dass verdrängte Erinnerungen und Gefühle aus der Vergangenheit eine gesunde Entwicklung verhindern. Entscheidende Entwicklungsphasen und deren Konflikte werden in der Psychoanalyse erneut durchlebt und verarbeitet. Die Therapeutin oder der Therapeut begleitet Patientinnen und Patienten in diesem Prozess.
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Patientinnen und Patienten, die unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Schwierigkeiten der Gefühlsregulation leiden, werden häufig mit der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) behandelt. Betroffene sind meist extrem angespannt, emotional instabil und neigen zu riskantem, selbstschädigendem Verhalten. Die DBT basiert auf Konzepten der kognitiven Verhaltenstherapie, die auf Selbstbeobachtung der Patientinnen und Patienten setzt, und kombiniert diese mit weiteren therapeutischen Methoden. Menschen mit Borderline-Störung sollen befähigt werden, selbst mit ihren Gefühlsschwankungen und Spannungszuständen umzugehen und sie zu regulieren. Zentrales Element der Therapieform sind „Skills“. Darunter versteht man Fertigkeiten, auf die sich Erkrankte in Momenten hoher Anspannung oder verschwimmender Wahrnehmung stützen können. Klassische Beispiele sind starke Körperreize wie kaltes Wasser, die Anwendung eines Igel-Balls, das Kauen einer Chilischote oder Riechen an bestimmten Duftstoffen. Andere Skills unterstützen beim Umgang mit Gefühlen sowie bei der Steigerung von Selbstwert und zwischenmenschlichen Fertigkeiten. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie besteht üblicherweise aus einer Kombination aus Einzeltherapie und Skills-Training in der Gruppe.
(Kognitive) Verhaltenstherapie
Menschen lernen im Laufe ihres Lebens bestimmte Verhaltensweisen. Doch diese können für die eigene Gesundheit schädlich oder problematisch sein und zu psychischen Erkrankungen führen. In der Verhaltenstherapie wird daran gearbeitet, neue, positive Muster zu erlernen und die alten damit zu ersetzen. In der Kognitiven Verhaltenstherapie steht neben der Veränderung im Handeln die Bearbeitung von Gedanken und Gefühlen im Vordergrund.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Hierbei stehen innere Konflikte aus der Vergangenheit im Fokus, die die aktuelle Erkrankung hervorgebracht haben. Indem diese Konflikte und ihre Ursachen verstanden werden, sollen Patientinnen und Patienten lernen, wie sie in der Gegenwart mit entsprechenden Schwierigkeiten umgehen können.
Psychotherapie bei chronischer Depression (CBASP)
Als speziell für chronische Depressionen entwickelte Form der Psychotherapie gilt die „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy“, kurz CBASP. Sie basiert auf der Verbindung mehrerer etablierter Schulen der Psychotherapie. Zur Behandlung gehören daher Methoden aus der Verhaltenstherapie, der interpersonellen Psychotherapie sowie aus der psychodynamischen Therapie, die auf der Psychoanalyse basiert. Zu den Zielen der Behandlung zählt unter anderem, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens zu erkennen, Fertigkeiten zu erlernen, soziale Probleme zu lösen und einen Prozess zum Umgang mit traumatisierenden Beziehungserfahrungen zu etablieren.
Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) setzt auf die Fähigkeit von Patientinnen und Patienten, sich trotz schwerer psychischer Traumata selbst zu helfen und zu heilen. Die Behandlungsform kommt unter anderem bei schwerer Traumatisierung und komplexen posttraumatischen Störungen zum Einsatz. Die drei zusammenhängenden Phasen der Therapie (Stabilisierung, Traumabearbeitung, Integration) sollen die Symptome der Betroffenen reduzieren und ihre Ressourcen aktivieren. Zum Ziel der Behandlung gehört, einen sicheren Bindungsstil, Selbstakzeptanz und Selbstregulationsmechanismen zu entwickeln. PITT wird überwiegend im stationären Rahmen angewendet und ist dadurch vergleichsweise kurz.
Systemische Psychotherapie
Diese Therapieform betrachtet Betroffene in ihrem sozialen Kontext. Bezugspersonen und Umfeld bilden das System der Patientinnen und Patienten, deren Erkrankung als Symptom von Störungen dieses Systems angesehen wird. Es wird daran gearbeitet, Beziehungen und Interaktionen innerhalb des Systems zum Besseren zu verändern.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Hierbei stehen innere Konflikte aus der Vergangenheit im Fokus, die die aktuelle Erkrankung hervorgebracht haben. Indem diese Konflikte und ihre Ursachen verstanden werden, sollen Patientinnen und Patienten lernen, wie sie in der Gegenwart mit entsprechenden Schwierigkeiten umgehen können.
Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
Bei Depressionen und Suchterkrankungen hat sich die Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) bewährt. Mit einem starken, pulsierenden Magnetfeld werden bestimmte Teile des Gehirns stimuliert. Dadurch verbessert sich zum einen die Durchblutung dieser Bereiche. Zum anderen wird die elektrische Aktivität der Gehirnzellen je nach Anwendung stimuliert oder reduziert. Im Unterschied zu anderen Methoden der Stimulation des Gehirns findet die rTMS ohne Narkose statt und löst auch keine Anfälle aus.
Schematherapie
Mit dem Begriff „Schema“ sind hier Muster aus Gefühlen und Gedanken gemeint, die zu wiederkehrenden schädlichen Erlebnissen und Verhaltensweisen führen. Solche Erlebnis- und Verhaltensmuster entstehen bereits in der Kindheit und können sich langfristig negativ auf das Leben der Betroffenen auswirken. Als ein erweiterter Ansatz der Kognitions- und Verhaltenstherapie zielt die Schematherapie darauf ab, den Patientinnen und Patienten diese Muster bewusst zu machen und sie dabei zu unterstützen, die Muster zu ändern. Die Schematherapie wird bei der Behandlung schwerer, lang anhaltender psychischer Störungen eingesetzt. Sie eignet sich besonders bei Betroffenen, die unter mehreren psychischen Krankheiten leiden. Dazu zählen vor allem Persönlichkeitsstörungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung, chronische Depressionen, soziale Ängste, Suchterkrankungen sowie Ess- oder schwere Zwangsstörungen.
Sport- und Bewegungstherapie
Die Sport- und Bewegungstherapie will über körperliche Betätigung auf die Seele des Menschen einwirken. Denn durch Sport und Bewegung können gestörte physische, psychische und soziale Prozesse ausgeglichen und verbessert werden. So hilft die Sport- und Bewegungstherapie zum Beispiel dabei, die Körper- und Sinneswahrnehmungen zu verbessern und das Selbstwertgefühl zu steigern. Sie nimmt zudem positiven Einfluss auf Stress und Spannungszustände, Ängste und Depressionen und hilft Patientinnen und Patienten außerdem dabei, ihren Alltag und die Anforderungen in Beruf und Freizeit zu bewältigen. Ein weiteres Ziel ist die Sozialisation in Gruppen. Sport- und Bewegungstherapie umfasst Sport- und Ballspiele, Herz-Kreislauf-Training, Lauftherapie, Fitnesstraining, Schwimmen, entspannungs- und achtsamkeitsbasierte Verfahren wie Yoga, Tai Chi und Qigong sowie eine Bewegungsberatung. Durchgeführt werden die Aktivitäten in der Sporthalle, im Kraftraum, im Schwimmbad oder in der freien Natur.
Tiergestützte Therapie
Der Kontakt mit Tieren hat für viele Menschen ein emotionales Potenzial, das sich therapeutisch nutzen lässt. Die Patientinnen und Patienten übernehmen Verantwortung, stärken ihr Pflichtbewusstsein und entwickeln das Gefühl, gebraucht zu werden. Durch die intensive Kommunikation und Beschäftigung mit Tieren wie etwa Hunden, Katzen oder Kaninchen erleben die Betroffenen zahlreiche positive Wirkungen. Dazu zählen unter anderem die Reduktion von Stress, die Verbesserung depressiver Verstimmungen, die Steigerung der Lern- und Gedächtnisleistung und die Stärkung des Selbstvertrauens. Als alternativmedizinische Therapieform ist der Einsatz von Tieren somit dazu geeignet, Symptome von psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen zu heilen oder mindestens zu lindern.
Transkutane Vagusnerv-Stimulation (VNS)
Der Vagusnerv ist einer der zentralen Nerven des Gehirns, der bis in den Bauchraum reicht und verschiedene Organe wie Herz, Lunge oder den Magen-Darm-Trakt bedient. Eine Stimulation des Vagusnervs wird bei Epilepsiepatientinnen und -patienten angewandt, die nicht auf Medikamente ansprechen. Bei der herkömmlichen Vagusnerv-Stimulation wird dazu ein dem Herzschrittmacher ähnelndes Gerät unter der Haut implantiert, das über eine Elektrode mit dem Vagusnerv verbunden wird. Bei der transkutanen Vagusnerv-Stimulation (VNS) ist jedoch keine Operation und damit auch kein stationärer Aufenthalt nötig. Betroffene tragen ein kleines Gerät bei sich, das über eine Elektrode einen Ast des Vagusnervs in der Ohrmuschel mit schwachen Stromstößen stimuliert. Die transkutane Vagusnerv-Stimulation ist auch bei der Behandlung von Depressionen und bei Migräne wirksam.
Wachtherapie
Der therapeutisch begleitete Schlafentzug wird in der Psychiatrie zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Patientinnen und Patienten verzichten dabei unter kontrollierten Bedingungen während eines stationären Aufenthalts zum Teil oder sogar komplett auf ihren Schlaf. Um wach zu bleiben, werden Betroffene begleitet und mit Aktivitäten wie Spaziergängen, kreativen Arbeiten oder Spielen beschäftigt. Das Ziel bei der kompletten Wachtherapie ist, die ganze Nacht und bis zur Schlafenszeit des nächsten Tages wach zu bleiben. Die Wachtherapie mit einem teilweisen Schlafentzug wird in der Regel in der zweiten Hälfte der Nacht angewandt. Bei beiden Formen werden bestimmte Schlafzyklen, insbesondere die des frühen Morgens unterbrochen, die für eine Verstärkung der Depression verantwortlich zu sein scheinen.