Auch wenn Angehörige die Gefühle und das Erleben von Betroffenen nicht unbedingt nachvollziehen können, ist es wichtig, dass sie ihnen Verständnis entgegenbringen. Ernst genommen zu werden nimmt Druck von den Betroffenen, der bei ihnen meist sehr hoch ist. Eltern sollten ihren Kindern zuhören und gemeinsam medizinischen Rat einholen. Angehörige von Erwachsenen, die sich im falschen Geschlecht fühlen, können ebenfalls durch ehrliches Interesse helfen. Selbsthilfegruppen können für beide Seiten unterstützend wirken. Eine erste Anlaufstelle für Austausch bietet auch das Curamenta-Forum.
Krankheitsbilder
Die Grenze zwischen vorübergehenden Veränderungen oder Einschränkungen der Sexualität und einer sexuellen Funktionsstörung sind nicht immer klar zu definieren. Da Sexualität komplex ist und Körper und Psyche gleichermaßen einbezogen sind, können sich viele Einflüsse kurzzeitig negativ auf das Sexualleben auswirken. Gelegentliche Phasen der Unlust oder Orgasmusschwierigkeiten sind etwas Normales und treten bei vielen Menschen auf.
Ein zentrales Merkmal einer sexuellen Funktionsstörung ist, dass die Symptome mindestens über den Zeitraum eines halben Jahres bestehen. Weiterhin erzeugen sie einen Leidensdruck: Die Sexualität, wie man sie kennt und mag, kann nicht mehr befriedigend ausgelegt werden. Dies führt zu Problemen in der Partnerschaft, zu psychischen Auswirkungen sowie zu einer allgemein belasteten Lebenssituation.
Viele Ursachen können zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Dazu zählen:
- Körperliche Ursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonelle Umstellung, Diabetes, operative Eingriffe in die Geschlechtsorgane (beispielsweise Gebärmutterentfernung/Prostataentfernung), Krebserkrankungen, Rheuma oder Parkinson. Auch physische Schmerzen beim Sex, die beispielsweise durch Entzündungen verursacht werden, können zu Funktionsstörungen führen.
- Die Einnahme von Medikamenten können Nebenwirkungen verursachen, die zu sexuellen Funktionsstörungen führen, beispielsweise verringern Antidepressiva die Libido und senken hormonbasierte Verhütungsmittel die sexuelle Lust.
- Der übermäßige Genuss von Alkohol und die Einnahme von Drogen wie Marihuana können die sexuelle Lust oder Erregbarkeit vermindern.
- Seelische Ursachen wie Ängste vor einer Schwangerschaft oder Stress, Trauer und Konflikte können die sexuelle Funktion beeinträchtigen.
- Probleme in der Partnerschaft können ebenfalls die Ursache für sexuelle Funktionsstörungen sein. Ständiger Streit oder lähmende Routine, Tabuisierung von sexuellen Wünschen oder mangelnde Zärtlichkeit wirken sich negativ auf Lust, Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit aus.
Je nach diagnostizierter Ursache können sexuelle Funktionsstörungen mit Medikamenten behandelt werden. Es existieren jedoch auch andere gute Möglichkeiten. Liegt eine psychische Störung der oder des Betroffenen vor, beispielsweise aufgrund traumatischer Erfahrungen, kommt psychotherapeutische Behandlung in Einzeltherapie infrage. Ist die Ursache der sexuellen Funktionsstörung nicht auf eine körperliche oder psychische Erkrankung zurückzuführen, können Sexualtherapien, Verhaltenstherapien oder Paartherapien angezeigt sein.
Die psychosozialen Behandlungsansätze haben sich als wirksamer erwiesen als der Einsatz von Medikamenten. Sie können bei körperlichen und psychischen Ursachen der Funktionsstörung eingesetzt werden. Denn über die Wiederherstellung der sexuellen Funktionen hinaus, kann es hilfreich sein, das Verständnis von Sexualität zu erweitern und auch andere Formen der körperlichen Kommunikation zu ermöglichen. Da auch Medikamente zu den möglichen Ursachen sexueller Funktionsstörungen zählen, kann ein Medikamentenwechsel oder eine Dosierungsanpassung nach Absprache mit Ärztin oder Arzt Abhilfe schaffen.
Kommen während einer Depression psychotische Kernsymptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hinzu, spricht man von einer psychotischen Depression. Betroffene verlieren den Bezug zur Realität, wodurch sie häufig auch nicht realisieren, dass sie erkrankt sind. Eine psychotische Depression ist eine schwere Form der Depression und erfordert in der Regel eine stationäre Behandlung sowie die Einnahme von Medikamenten. Wichtig ist, dass Betroffene schnell in die Behandlung kommen, denn Wahnvorstellungen und Halluzinationen können zu Suizidgedanken führen.