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Krankheitsbilder

Eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist ein anderes Krankheitsbild als eine Zwangsstörung. Bei einer Zwangsstörung erleben Betroffene wiederkehrende Zwänge, etwas bestimmtes zu tun oder zu denken. Sie können sich kaum dagegen wehren, obwohl ihnen die Sinnlosigkeit der Zwänge bewusst ist.

Persönlichkeitsstörungen beziehen sich auf Facetten der Persönlichkeit, die intensiv ausgeprägt sind, aber gleichzeitig wenig hilfreich für ein gesundes, unbelastetes Leben. Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung fällt darunter. Dabei sind Betroffene von übertriebenem Perfektionismus, Kontrollstreben und übermäßiger Ordnung getrieben. Aufgrund ihrer überhöhten Ansprüche an sich selbst, behindern und verzetteln sie sich bei vielen Aufgaben und Aktivitäten. Sie befassen sich stark mit Ordnung und Regeln und befolgen diese streng. Damit geht ihnen Flexibilität und Lebensqualität verloren und es entstehen Belastungen und/oder andere Erkrankungen.

Eine echte Erklärung dafür, wie Zwangsstörungen entstehen, gibt es noch nicht. Wie bei vielen psychischen Erkrankungen zählt eine genetische Vorbelastung zu den auslösenden Faktoren. Doch die Vererbung allein genügt jedoch meist nicht, um die Erkrankung zum Ausbruch zu bringen.

Einen weiteren Faktor könnte eine Erkrankung des Gehirns darstellen, insbesondere durch Veränderungen des Stoffwechsels. Allerdings ist nicht klar, ob diese die Krankheit tatsächlich verursachen oder nur begleiten. Es zeigt sich aber, dass sie nach erfolgreicher Behandlung verschwinden. Außerdem wird vermutet, dass auch psychologische Faktoren bei Zwangsstörungen eine Rolle spielen. Dazu zählen die Erziehung, traumatische Kindheitserfahrungen, negative spätere Lebensereignisse und eine Veranlagung der Persönlichkeit.

Bei der medikamentösen Behandlung von Zwangsstörungen werden vor allem so genannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) empfohlen, die auch bei Depressionen angewendet werden. Stellt sich die gewünschte Wirkung nicht ein, kann sie durch Zugabe eines atypischen Antipsychotikums in niedriger Dosierung verstärkt werden.

Zwangsstörungen werden psychotherapeutisch mit Kognitiver Verhaltenstherapie in Kombination mit einer medikamentösen Therapie behandelt. Die Kognitive Verhaltenstherapie hilft den Betroffenen dabei, die Denkmuster zu erkennen, die das zwanghafte Handeln verursachen. Sie zielt weiterhin darauf ab, diese Denkmuster zu verändern. Die Verhaltenstherapie versucht die Betroffenen hingegen über eine direkte Konfrontation mit ihren Zwängen zu behandeln.

Ein frühzeitiger Beginn der Therapie sorgt dafür, die mit der Erkrankung verbundenen Einschränkungen zu verhindern. Aber auch nach bereits langer Krankheitsdauer lassen sich Zwangsstörungen sehr erfolgreich behandeln. Hilfreich für die Behandlung kann es sein, die Familie oder Freunde daran zu beteiligen.

Die von der Zwangsstörung Betroffenen stellen Angehörige und Freunde zunächst einmal vor ein großes Rätsel. Die Symptome der Erkrankung wirken seltsam und sinnlos – wenn sich ein Betroffener in einem fort die Hände wäscht, massenweise leere Flaschen in der Wohnung sammelt oder ein Dutzend Mal sicherstellt, dass der Herd wirklich abgeschaltet ist.

Anstatt sich über dieses Verhalten zu ärgern, sollten Angehörige und Freunde es als Krankheit erkennen und angemessen darauf reagieren. Das heißt zunächst einmal, dass sie die Betroffenen nicht dabei unterstützen, ihren Zwängen nachzugeben. So würden sich diese verfestigen und in der Folge auch das Leben der Angehörigen beherrschen. Familie und Freunde sollten die Betroffenen möglichst rasch davon überzeugen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Denn die Zwangsstörungen werden unbehandelt nicht verschwinden, während die Erfolgschancen einer Behandlung sehr hoch sind.