Leichte Sprache

Intelligenzminderung

Ähnliche Begriffe: Lernschwierigkeiten, Intelligenzstörung, Intelligenzentwicklungsstörung

Intelligenzminderung bezeichnet eine verzögerte oder unvollständige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten. Sie wirkt sich insbesondere auf Kognition, Sprache, motorische und soziale Fähigkeiten aus.

Allgemeines
Was ist eine Intelligenzminderung?

Eine Intelligenzminderung bedeutet, dass die geistigen Fähigkeiten Betroffener nicht vollständig ausgebildet oder verzögert wurden. Dabei handelt es sich insbesondere um die Fähigkeiten, die die menschliche Intelligenz prägen: Sprache, motorische Fähigkeiten (= Bewegungsfunktionen), soziale Fähigkeiten sowie Kognition, also alle Prozesse, die das Denken und Wahrnehmen betreffen.

Intelligenzminderung kann in vielen verschiedenen Formen auftreten. Je nach Ausprägung können Betroffene ihr Leben allein führen und am sozialen und Berufsleben teilnehmen. In schweren Fällen ist dies nicht möglich und die Menschen sind vollständig auf Hilfe angewiesen.

Entstehen kann die Intelligenzminderung zum Beispiel durch genetische Mutationen, durch Probleme während der Schwangerschaft oder Geburt oder als Folge eines speziellen Krankheitsbildes. Üblicherweise sind die Beeinträchtigungen bereits im frühen Kindesalter zu erkennen, wenn Kinder gewisse Entwicklungsschritte verzögert oder unvollständig durchlaufen. 

Im Rahmen der ICD-10 Überarbeitung (ICD-11) wird der Name der Intelligenzminderung in den nächsten Jahren ersetzt.


 

Welche Formen von Intelligenzminderung gibt es?

Es wird zwischen vier Schweregraden von Intelligenzminderung unterschieden:


Leichte Intelligenzminderung

Betroffene können ihr Leben eigenständig führen, sich versorgen und nehmen am beruflichen und sozialen Leben teil. Häufig haben sie im schulischen Bereich Schwierigkeiten und nehmen eher praktische Tätigkeiten auf. Einschränkungen erleben sie zum Beispiel beim Sprechen und Verstehen, das verzögert erlernt wird. Ihr Intelligenzquotient (IQ) liegt bei 50 bis 69, was dem Alter eines neun- bis zwölfjährigen Kindes entspricht.


Mittelgradige Intelligenzminderung

Hier treten während der Kindheit deutliche Entwicklungsverzögerungen auf. Meist erreichen Betroffene ein ausreichendes Maß an Sprachfähigkeiten und Unabhängigkeit. Jedoch benötigen sie in der Regel punktuell Hilfe beim Leben und Arbeiten. Ihr IQ liegt bei 35-49, was dem Alter eines sechs- bis neunjährigen Kindes entspricht.


Schwere Intelligenzminderung

Sprache und motorische Fähigkeiten sind nicht ausreichend entwickelt, um ein eigenständiges Leben zu führen. Betroffene benötigen andauernde und lebenslange Unterstützung. Ihr IQ liegt bei 20-34, was dem Alter eines drei- bis sechsjährigen Kindes entspricht.


Schwerste Intelligenzminderung

Betroffene sind körperlich und sprachlich maximal eingeschränkt und erlangen kaum eigene Handlungskompetenz. Da sie ihre Grundbedürfnisse schlecht benennen können, können sie sich nicht eigenständig versorgen und sind auf Betreuung angewiesen. Ihr IQ liegt unter 20, was dem Alter eines dreijährigen oder jüngeren Kindes entspricht.

Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.

Symptome

Die Intelligenzminderung tritt in leichter bis schwerster Ausprägung auf. Die Symptome steigern sich in ihrer Stärke entlang des Schweregrads. Die Beeinträchtigung beim Sprechen und Verstehen ist ein zentrales Symptom. Weiterhin sind alle Bereiche der Kognition betroffen, das heißt Fähigkeiten des Gehirns wie orientieren, planen, lernen, erinnern, vorstellen. Dadurch verringert sich die Handlungskompetenz der Betroffenen und sie können sich schlecht auf die Anforderungen des alltäglichen Lebens einstellen. Dass sie selbst einfache Aufgaben nicht bewältigen können, kann sie in ihrer sozialen Entwicklung hemmen. Betroffene zeigen häufig auch Passivität und eine niedrige Frustrationstoleranz.

Durch die Intelligenzminderung kann es zu Verhaltensauffälligkeiten und -störungen kommen, die behandlungsbedürftig sind. Eine gestörte Impulskontrolle, Selbstverletzungen und Aggressivität sind weitere Symptome.

Diagnostik
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob eine Intelligenzminderung vorliegt?

Die Diagnose wird typischerweise im Kindesalter gestellt. Defizite bei Kognition, Sprache, Motorik und sozialen Fähigkeiten zeigen sich je nach Schweregrad der Intelligenzminderung direkt oder weniger direkt. Bestätigt wird die Diagnose stets durch einen sogenannten Intelligenztest, der den Intelligenzquotienten (IQ) bestimmt. Neben diesem Instrument beziehen Ärztinnen und Ärzte die Familie und ihre Krankengeschichte mit ein. Ein Fokus liegt dabei auf den Einflüssen vor, während und nach der Geburt der betroffenen Person.

Daneben werden neurologische Untersuchungen durchgeführt, wie zum Beispiel die Messung der Gehirnaktivität mittels Elektroenzephalografie (EEG). Auch körperliche Abklärungen finden statt. Wichtig ist, dass die Intelligenzminderung von anderen psychischen Erkrankungen oder Demenzen abgegrenzt wird.

Des Weiteren wird in den letzten Jahren die Psychotherapie als eine sehr wertvolle Behandlungsmöglichkeit betrachtet und findet eine immer größere Relavanz bei Betroffenen.

Behandlungsmöglichkeiten

Behandlungsformen

Ambulant, stationär, zu Hause, per Video oder eine Mischung daraus: Es gibt verschiedene Formen der psychiatrischensowie psychosomatischen Behandlung. Alle gängigen Behandlungsformen werden hier erläutert.

Therapieformen

Für die Behandlung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen gibt es viele verschiedene Therapieformen. Die häufigsten werden hier erläutert.

Medikamentöse Therapie

In psychiatrischen Behandlungen werden Medikamente eingesetzt. Die sogenannten Psychopharmaka wirken auf den Stoffwechsel im Gehirn und damit auf die Psyche ein. Richtig dosiert und in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen, können sie psychisch Erkrankte gut unterstützen. Je nach Krankheitsbild helfen verschiedene Arten von Psychopharmaka, die hier erläutert werden.

Psychoedukation

Wissen und Verständnis sind zentral, um eine psychische Erkrankung zu akzeptieren und zu bewältigen. Mittels Psychoedukation werden Betroffene und Angehörige aufgeklärt und geschult.

Häufig gestellte Fragen
Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankheitsbild für Sie zusammengestellt.

Intelligenzminderungen begleiten Betroffene ihr Leben lang. Je nach Schweregrad und Ausprägung gibt es therapeutische Maßnahmen, die ihre Lebensqualität verbessern können:

  • Ergotherapie unter Beachtung des individuellen Leistungsniveaus
  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Physiotherapeutische Übungen
  • Sozialtherapeutische Betreuung unter Einbezug des sozialen Umfelds
  • Kognitives Training in Abhängigkeit vom Ausmaß der Intelligenzminderung
  • Unterstützende psychologische Gespräche, sofern die kognitive Leistungsfähigkeit und das Kommunikationsvermögen hierfür ausreichen
  • Belastungserprobungen im bisherigen oder neuen Umfeld einschließlich Arbeitserprobungen in einer Werkstatt für behinderte Menschen
  • Psychopharmakotherapie bei ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten oder begleitenden psychischen Störungen wie depressiven Syndromen

Die meisten Betroffenen sind im Rahmen einer Intelligenzminderung auf die Unterstützung der eigenen Familie in ihrem Alltag angewiesen. Das ist für Angehörige eine große, lebenslange Aufgabe und nicht selten ein Vollzeitjob. Um die dafür nötige Geduld, Ausdauer und Fürsorge aufzubringen, ist es essenziell, dass Angehörige auf ihre Grenzen achten und sich nicht übernehmen. Unbedingt sollten frühzeitig Hilfsangebote in Anspruch genommen werden, die das Familienleben entlasten und Angehörige bei den Herausforderungen unterstützen. Der Besuch von Selbsthilfegruppen hilft vielen. Eine erste Anlaufstelle für Austausch bietet auch das Curamenta-Forum.

Bei einer Intelligenzminderung sind die Störungen des Gehirns irreparabel, so dass eine Heilung nicht stattfinden kann. Mit gezielten Trainings und Schulungen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind, können Verbesserungen der kognitiven Leistungen erzielt werden. Diese führen zu einer Zunahme der allgemeinen geistigen Fähigkeiten sowie einer Stabilität des erworbenen Wissens. Eine Intelligenz im Normalbereich kann trotz dieser Bemühungen nicht erreicht werden.

Ziel einer Therapie ist es, die vorhandenen Kompetenzen so weit wie möglich zu verbessern, damit die alltäglichen Aufgaben teilweise oder nahezu vollständig von der betroffenen Person selbst übernommen werden können.

Die Begriffe „Geistige Behinderung“ und „Intelligenzminderung“ werden häufig synonym benutzt und bezeichnen das gleiche Phänomen. Jedoch nutzen Betroffene den Begriff „geistige Behinderung“ nicht mehr, da er als herabwürdigend empfunden wird und zudem nicht klar definiert ist.

Intelligenzminderungen werden oft durch Gendefekte und -mutationen ausgelöst. Daneben können Probleme vor, während und nach der Geburt dazu führen – etwa Frühgeburten oder Geburtstraumata. Auch der Konsum von Drogen, Medikamenten oder Alkohol während der Schwangerschaft ist ein möglicher Auslöser. Weitere Ursachen sind hirnorganische Entwicklungsdefekte sowie Infektionen. In vielen Fällen ist die genaue Ursache jedoch nicht bekannt.

Anders als bislang vermutet werden Gendefekte, die eine Intelligenzminderung auslösen, nur selten von den Eltern auf ihre Kinder vererbt. Vielmehr treten die Mutationen bei einem großen Anteil der Patientinnen und Patienten spontan auf. Neu-Mutationen entstehen nach der Befruchtung der Eizelle und sind nicht im Erbgut von Mutter oder Vater verankert. Eltern von einem Kind mit Intelligenzminderung haben also in vielen Fällen kein wesentlich erhöhtes Risiko, dass auch ihr nächstes Kind mit einer entsprechenden Beeinträchtigung geboren wird.

Die Intelligenz ist die Fähigkeit des Gehirns, zu lernen und sich Dinge zu merken, sich leicht an neue Situationen anzupassen und abstrakt denken zu können. Die Intelligenz eines Menschen kann mit speziellen Tests, den Intelligenztests, gemessen werden. Dabei wird der sogenannte Intelligenzquotient (IQ) als aussagefähiger Wert ermittelt.

Als „normale Intelligenz“ gilt ein IQ von 85 bis 115. Ein IQ im Bereich von 70 bis 85 ist unterdurchschnittlich; in diesem Fall spricht man von einer Lernbehinderung. Liegt der ermittelte Wert unter 70 liegt eine Intelligenzminderung vor. Diese wird wiederum in die vier Schweregrade leicht (IQ von 69 bis 50), mittelgradig (IQ von 35 bis 49), schwer (IQ von 20 bis 34) und schwerste Intelligenzminderung (IQ unter 20) eingeteilt.