Wie wirken Psychopharmaka?
Aus der körperlichen Perspektive gesehen, stellen psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Schizophrenie, Schlafstörungen oder Depressionen eine Störung des Stoffwechsels im Gehirn dar. Sogenannte Botenstoffe wie Dopamin oder Serotonin, die zwischen den Nervenzellen ausgetauscht werden, sind dann in ihrem Fluss gestört. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns davon betroffen ist, kann dies die Symptome der psychischen Erkrankungen auslösen.
Fast alle Medikamente, die zu den Psychopharmaka, also zu den psychoaktiven Mitteln gehören, können sich positiv auf den gestörten Stoffwechsel im Gehirn auswirken. Sie beeinflussen – mal hemmend, mal erhöhend – die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen.
Psychopharmaka können daneben unterschiedliche unerwünschte Wirkungen auslösen. Je nach Medikament zählen dazu kurzfristige Effekte wie Bewegungsstörungen oder eingeschränkte Fahrtüchtigkeit, aber auch langfristige Wirkungen und Abhängigkeiten. Deshalb ist der Einsatz von Psychopharmaka komplex und ärztliche Verordnung und Begleitung unbedingt nötig.
Antidementiva
Bei einer Demenz können Antidementiva verabreicht werden. Auch wenn Demenzen nicht heilbar sind, kann der Einsatz dieser Medikamente das Voranschreiten der Erkrankung verzögern. Insbesondere können Gedächtnis, Konzentration, Lern- und Denkfähigkeit verbessert werden. Antidementiva wirken auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn, die bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten reduziert sind.
Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, daneben kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Daher ist ein langsames Herantasten an die richtige Dosis zentral, ebenso wie die Berücksichtigung anderer eingenommener Medikamente.
Antidepressiva
Wenn Menschen unter Depressionen leiden, können Antidepressiva Beschwerden lindern. Diese Medikamente wirken sich auf den Fluss der sogenannten Botenstoffe zwischen den Nervenzellen im Gehirn aus. Sie machen weder süchtig, noch sind es Beruhigungs- oder Aufputschmittel.
Eingesetzt werden Antidepressiva bei mittleren und schweren Depressionen und gelten zumindest bei den mittleren Depressionen als gleichwertig mit einer Psychotherapie. Bei schweren Depressionen wird eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie empfohlen. Antidepressiva können auch zur Langzeitbehandlung von Angststörungen – beispielsweise bei einer generalisierten Angststörung – oder bei Zwangsstörungen eingesetzt werden.
Je nach erwünschtem Effekt gibt es verschiedene Anwendungsgebiete: Manche Antidepressiva wirken ermüdend und werden eingesetzt, wenn die Betroffenen unter Schlafstörungen oder Unruhe leiden. Andere hellen die Stimmung auf und wirken außerdem antriebssteigernd. Üblicherweise werden sie täglich eingenommen, um relativ schnell eine lindernde Wirkung zu erzielen – meist innerhalb von einigen Tagen, manchmal auch ein bis zwei Wochen. Wichtig ist, die Antidepressiva auch dann weiterhin einzunehmen, wenn bereits eine deutliche Besserung eingetreten ist. In der Regel werden sie über einen Zeitraum von mehreren Monaten verabreicht.
Anxiolytika
Ängste sind normale Reaktionen des Menschen auf bedrohliche Situationen und klingen wieder ab, sobald die angstauslösende Ursache verschwunden ist. Kommt es jedoch ohne äußerlich erkennbaren Grund zu Angstzuständen, ist von einer Erkrankung auszugehen – einer Angststörung. Bei schweren, lang anhaltenden oder übermäßigen Angstzuständen, und wenn beispielsweise therapeutische Gespräche keine Besserung bringen, können angstlösende Anxiolytika eingesetzt werden.
Zu den Anxiolytika zählen die sogenannten Benzodiazepine, bei denen es sich um sehr schnell wirkende Mittel handelt. Sie werden daher vor allem bei akuten Panikattacken eingesetzt, einige auch zur Behandlung epileptischer Anfälle. Benzodiazepine können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder ein eingeschränktes Reaktionsvermögen auslösen, sodass von einer Teilnahme am Straßenverkehr oft abgeraten wird. Sie können auch schnell zu einer starken Sucht führen und werden daher eher kurzfristig eingesetzt. Akute Angstzustände sind auch mit Beruhigungsmitteln oder Neuroleptika behandelbar. Bei langfristigen Angststörungen eignen sich in einigen Fällen Antidepressiva.
Hypnotika und Sedativa (Schlaf- und Beruhigungsmittel)
Oft sind Schlafstörungen eine Begleiterscheinung von psychischen Erkrankungen. Der mangelnde oder gestörte Schlaf kann das Leiden noch verstärken. Zudem beeinflussen Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Energiemangel die aktive Teilnahme in Beruf und Freizeit.
Um diesen Zustand vorübergehend zu mildern, können Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Die meisten gehören zur Gruppe der Benzodiazepine. Sie entspannen, wirken dämpfend, fördern den Schlaf und vermindern Ängste, Unruhe und Anspannung. Benzodiazepine führen allerdings sehr schnell zu einer starken Abhängigkeit und sollten deshalb nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Deshalb sind Medikamente aus der Gruppe der Nonbenzodiazepine empfehlenswert. Sie wirken ähnlich, aber die Suchtgefahr ist geringer.
Antipsychotika
Diese wurden früher oft auch als Neuroleptika bezeichnet. Antipsychotika werden hauptsächlich zur Behandlung von Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingesetzt, die bei einer Schizophrenie auftreten können. Betroffene haben den Eindruck, verfolgt zu werden, hören Stimmen oder fühlen sich fremdgesteuert. Psychisch aktive Medikamente wie Antipsychotika wirken beruhigend und reduzieren nicht nur den mit der Erkrankung einhergehenden Realitätsverlust, sondern auch die dabei oft auftretenden Angstzustände.
Da die klassischen Antipsychotika durch ihre Wirkung im Gehirn auch die Steuerung der Körperbewegung beeinträchtigen, zählen Bewegungsstörungen zu den Nebenwirkungen. Daneben existieren auch atypisch wirkende Antipsychotika, die weniger oder keine Bewegungsstörungen verursachen. Allerdings kann es hierbei zu anderen Nebenwirkungen kommen, beispielsweise zu einer Gewichtszunahme.
Stimmungsstabilisierer
Bei den sogenannten bipolaren Störungen schwankt die Stimmung der Betroffenen zwischen zwei Extremen. Im einen Moment sind sie euphorisch, bestens gelaunt und optimistisch (auch manisch genannt), im nächsten betrübt und depressiv. Um diese Stimmungsschwankungen zu mildern oder ganz zu beseitigen, werden je nach Phasen unterschiedliche Psychopharmaka eingesetzt.
Vor allem zur Vorbeugung kommen die sogenannten Stimmungsstabilisierer zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass die Wechsel zwischen den manischen und depressiven Phasen weniger häufig auftreten und weniger stark ausfallen.
Zu den etablierten Stimmungsstabilisierern zählen Medikamente auf Lithium-Basis. Sie können erhebliche Nebenwirkungen haben und müssen daher präzise dosiert werden. Weitere Medikamente, die vorwiegend gegen Epilepsie eingesetzt werden, haben sich ebenfalls als stimmungsstabilisierend erwiesen.
Diese Punkte sind bei der Einnahme von Medikamenten zu beachten:
- Der Einsatz von Medikamenten ist je nach Mensch und Krankheitsbild sehr verschieden. Jede Patientin, jeder Patient wird individuell eingestellt.
- Ohne ärztliche und therapeutische Verordnung und Begleitung sollten Sie keine Medikamente einnehmen.
- Besprechen Sie Nebenwirkungen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Belasten sie manche Begleiterscheinungen, kann ein Medikamentenwechsel erfolgen.
- Reduzieren oder stoppen Sie die Einnahme Ihrer Medikamente nicht ohne Rücksprache mit Ihren Behandelnden.