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Schizophrenie, Wahn und Psychotische Störungen

Ähnliche Begriffe: Schizoaffektive Störung, Psychose, Wochenbettpsychosen

Psychotische Störungen sind psychische Erkrankungen, die sich auf die Sinneswahrnehmungen auswirken. Betroffene verlieren dabei den Bezug zur Realität. Häufige Formen sind Schizophrenie und Wahn.

Allgemeines
Was sind Psychotische Störungen?

Unter Psychotische Störungen – häufig auch Psychosen genannt – fallen eine Reihe von verschiedenen psychischen Erkrankungen. Sie treten auf vielfältige Weise auf, zeigen aber ähnliche Symptome. Dazu zählen Veränderungen des Denkens, Fühlens und der sinnlichen Wahrnehmung. Betroffene erleben Wahnvorstellungen, glauben verfolgt zu werden, halten sich für unbesiegbar oder unterstellen nahestehenden Menschen Untreue. Daneben kann es zu Ängsten kommen.

Auch Halluzinationen sind typisch für Psychosen: Betroffene hören Stimmen oder sehen Dinge, die nicht da sind. Ich-Störungen gehören ebenfalls dazu. Das heißt, Menschen mit Psychosen glauben, nicht mehr sie selbst zu sein und dass andere ihre Gedanken wahrnehmen oder sogar beeinflussen können. Grundsätzlich sind die mit Psychosen verbundenen Störungen von einem Realitätsverlust geprägt – oft gepaart mit Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen und Problemen mit Aufmerksamkeit oder Gedächtnis.

Der Verlauf psychotischer Störungen hängt stark vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Wurden die Störungen zum Beispiel durch Drogen ausgelöst, verschwinden sie oft nach wenigen Tagen. Im Rahmen anderer Erkrankungen wie etwa depressive Störungen halten sie meist länger an. Eine Behandlung ist notwendig.

 

Welche Formen der Psychotischen Störungen gibt es?

Das Krankheitsbild der Psychotischen Störungen wird grundsätzlich in zwei Bereiche aufgeteilt: die primären und die sekundären Psychosen.


Primäre Psychosen

Die primären Psychosen sind nicht organisch, das heißt, es kann keine körperliche Ursache für die Erkrankung festgestellt werden. Schon einige Zeit vor dem ersten psychotischen Schub zeigen sich erste Symptome, die aber oft nicht mit der Krankheit in der Verbindung gebracht werden.

Zu den primären Psychosen zählen unter anderem folgende Störungen:
 

Schizophrenie

Betroffene erleben eine starke Veränderung ihres Denkens, Fühlens und ihrer Wahrnehmung. Anders als oft angenommen wird, haben schizophrene Menschen keine gespaltene Persönlichkeit, sondern zeigen meist nur ein stark verändertes und für Außenstehende nicht nachvollziehbares Verhalten. Schizophrenie tritt wie andere Psychosen in Schüben auf.


Schizoaffektive Störung

Diese Störung vereint Symptome der Schizophrenie und der Bipolaren Störung . Hier treten Wahn, Halluzinationen und manisch-depressive Zustände gemischt und oft auch gleichzeitig auf.


Schizotype Störung

Die Symptome dieser Störung gleichen denen der Schizophrenie, wie Veränderungen des Denkens und der Wahrnehmung, sind allerdings weniger stark und nicht so umfassend ausgeprägt.


Wahnhafte Störungen

Betroffene erleben zum Teil Wahnvorstellungen, die Außenstehende nachvollziehen können, wie beispielsweise verfolgt, vergiftet oder betrogen zu werden. Sie leiden aber auch am sogenannten bizarren Wahn, also nicht nachvollziehbaren Vorstellungen – beispielsweise, dass die eigenen Organe unbemerkt und vollkommen narbenfrei entfernt wurden.


Wochenbettpsychose

Nachdem sie ein Kind geboren haben, erleben einige Frauen seelische Krisen. Etwa drei Prozent erleiden eine Wochenbettpsychose. Sie zeigt sich mit einer Mischung aus manisch-depressiven Zuständen und Symptomen der Schizophrenie, also Störungen des Denkens, Fühlens und der Wahrnehmung.

 

 

Sekundäre Psychosen

Sekundäre Psychosen haben eine nachweisbare körperliche Ursache und entstehen meisten durch die Beeinträchtigung der Gehirnfunktion durch Verletzungen, Tumore, Demenz, aber auch durch Drogen- und Medikamentenmissbrauch.

Zu den sekundären Psychosen zählen unter anderem folgende Störungen:


Akute organische Psychose

Diese Form der Psychose zeigt Symptome wie Halluzinationen, Wahn oder Angstzustände. Betroffene leiden unter Gedächtnisverlust und Orientierungsproblemen. Sie tritt beispielsweise nach Kopf- und Hirnverletzungen, Schlaganfällen, Vergiftungen, Narkosen oder epileptischen Anfällen auf und bildet sich meist innerhalb kurzer Zeit zurück.


Chronische organische Psychose

Betroffene leiden dauerhaft unter dem Verlust geistiger Fähigkeiten, Gedächtnisstörungen insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses sowie Angst- und Erregungszuständen. Diese Form der Psychose wird durch nicht mehr umkehrbare Schädigungen des Gehirns verursacht, die als Folge von Erkrankungen wie Demenz, Alzheimer, Parkinson entstehen.

Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.

Symptome
Welche Symptome treten auf?

Je nach Form der Psychotischen Störung können viele unterschiedliche Symptome auftreten. Charakteristisch sind Wahnvorstellungen wie Verfolgungswahn, Eifersuchtswahn oder Größenwahn sowie Halluzinationen, also Veränderungen der Wahrnehmung, die das Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen beeinflussen können. Kennzeichnend für viele Formen der Psychotischen Störung ist der Realitätsverlust. Betroffene können nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Einbildung trennen und sind sich auch ihrer eigenen Existenz nicht mehr sicher. Oft treten auch Störungen des Denkens in Form von Konzentrationsstörungen, Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit oder Verwirrung auf.
 

Woran erkenne ich, ob ich unter Schizophrenie leide?
  • Ich bin seit Wochen traurig und verzweifelt
  • Ich kann schlecht einschlafen
  • Ich bin sehr reizbar und ständig angespannt
  • Ich bin anderen gegenüber oft misstrauisch
  • Ich ziehe mich immer mehr von anderen zurück
  • Ich höre manchmal Stimmen, die nicht da sind

 

Woran erkenne ich, ob ich unter Wahn leide?
  • Ich erlebe in letzter Zeit unerklärliche Stimmungsschwankungen
  • Ich habe oft das Gefühl, verfolgt zu werden
  • Ich misstraue ständig meinem Partner/meiner Partnerin und glaube, betrogen zu werden
  • Mir jagen oft verschiedene Gedanken durch den Kopf, die nichts miteinander zu tun haben
  • Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich ein Ereignis, an das ich mich erinnern kann, wirklich selbst erlebt habe
  • Manchmal glaube ich, die Menschen um mich herum sind nicht echt, sondern künstlich
Diagnostik
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer Psychotischen Störung leide?

Eine Fachärztin oder ein Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie klärt in einem ausführlichen Gespräch, welche Veränderungen die Betroffenen akut erleben und welche Belastungen vorliegen. Dabei wird jedoch nicht nur der aktuelle Gesundheitszustand betrachtet, sondern auch die bisherige Lebens- und Krankengeschichte erörtert.

Die Ärztin oder der Arzt werden außerdem versuchen, körperliche Ursachen für die Symptome mit geeigneten Untersuchungen auszuschließen, beispielsweise durch Bluttests und Röntgenuntersuchungen. Das Einverständnis der Patientin oder des Patienten vorausgesetzt, können auch Angehörige in die Untersuchung einbezogen werden, um die Diagnose zu ergänzen.

Behandlungsmöglichkeiten

Behandlungsformen

Ambulant, stationär, zu Hause, per Video oder eine Mischung daraus: Es gibt verschiedene Formen der psychiatrischensowie psychosomatischen Behandlung. Alle gängigen Behandlungsformen werden hier erläutert.

Therapieformen

Für die Behandlung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen gibt es viele verschiedene Therapieformen. Die häufigsten werden hier erläutert.

Medikamentöse Therapie

In psychiatrischen Behandlungen werden Medikamente eingesetzt. Die sogenannten Psychopharmaka wirken auf den Stoffwechsel im Gehirn und damit auf die Psyche ein. Richtig dosiert und in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen, können sie psychisch Erkrankte gut unterstützen. Je nach Krankheitsbild helfen verschiedene Arten von Psychopharmaka, die hier erläutert werden.

Psychoedukation

Wissen und Verständnis sind zentral, um eine psychische Erkrankung zu akzeptieren und zu bewältigen. Mittels Psychoedukation werden Betroffene und Angehörige aufgeklärt und geschult.

Häufig gestellte Fragen
Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankheitsbild für Sie zusammengestellt.

Außerhalb akuter Phasen können Menschen, die an nicht-organischen (primären) Psychotischen Störungen leiden, sich selbst meist gut einschätzen und sich ein Stück weit selbst davor bewahren, in Wahn und Halluzinationen abzugleiten. Diese erste Phase ist an Frühwarnzeichen erkennbar wie Unruhe, Depressionen oder Schlafstörungen, bei deren Auftreten Betroffene handeln sollten.

Außerdem wird in dieser frühen Phase empfohlen, auf wahnfördernde Dinge und Handlungen zu verzichten. Dazu zählen die Einnahme von Koffein, Teein, Alkohol und Schokolade sowie sexuelle Handlungen und Meditationsübungen. Auf die Einnahme von Rauschmitteln sollten Betroffene auch in stabilen Phasen verzichten, da sie Wahnvorstellungen und Realitätsverlust provozieren können.

Darüber hinaus ist es während gesunder Phasen hilfreich, regelmäßig Kontakt mit anderen Menschen zu suchen und sich geschützte Orte zu schaffen, die im Krisenfall einen Rückzug ermöglichen. Wichtig sind außerdem regelmäßiger Schlaf, die regelmäßige Einnahme von Mahlzeiten, sportliche Betätigung und ein möglichst schriftlicher Tagesplan, der all diese und andere Aktivitäten sinnvoll strukturiert.

Akut von der Psychotischen Störung Betroffene stehen unter großem Stress. Diese Situation ist auch für Angehörige sehr belastend. Bei Wahnvorstellungen werden sie oft in diese einbezogen und von den Betroffenen angegriffen. Deshalb sollten Angehörige so weit wie möglich ruhig bleiben und Hilfsangebote machen. Streit oder Vorwürfe in Richtung der Erkrankten sind zu vermeiden, die Angriffe sollten nicht persönlich genommen werden.

Um die Erkrankung richtig einschätzen zu können, ist es hilfreich, sich möglichst umfassend darüber zu informieren. Viele Selbsthilfegruppen bieten den Erfahrungsaustausch und Beratung an. Eine Möglichkeit für den Austausch mit anderen Angehörigen bietet zudem das Curamenta-Forum.

Heilbar sind Psychotische Störungen im Allgemeinen nicht. Eine Therapie aus mehreren Bestandteilen kann aber die Symptome lindern und die Lebensqualität steigern. In der akuten Phase werden Medikamente eingesetzt, die auch Rückfällen entgegenwirken. Der zweite therapeutische Baustein ist eine Psychotherapie, die den Betroffenen Strategien und Techniken vermittelt, wie mit sie ihrer Erkrankung umgehen können. Drittens helfen psychosoziale Therapien den Betroffenen bei der Wiedereingliederung in den Alltag.

Zur medikamentösen Behandlung von Psychotischen Störungen werden Neuroleptika eingesetzt, die auch als Antipsychotika bekannt sind. Sie wirken dem Misstrauen entgegen, verringern Angst und Anspannung und können auch die Wahnvorstellungen reduzieren.

Psychotische Störungen können viele Ursachen haben. Gesichert ist aber, dass ein Zusammentreffen von entsprechenden genetischen Vorbedingungen und auslösenden Umweltfaktoren zum Ausbruch führen können. Als eine weitere Ursache gelten traumatische Kindheitserlebnisse sowie der Gebrauch von Cannabis in den Jugendjahren. In Deutschland ist durchschnittlich einer von hundert Menschen im Lauf seines Lebens von einer Psychotischen Störung betroffen. Hat ein Elternteil bereits darunter gelitten, erhöht sich diese Chance auf acht Prozent.

Kommen während einer Depression psychotische Kernsymptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hinzu, spricht man von einer psychotischen Depression. Betroffene verlieren den Bezug zur Realität, wodurch sie häufig auch nicht realisieren, dass sie erkrankt sind. Eine psychotische Depression ist eine schwere Form der Depression und erfordert in der Regel eine stationäre Behandlung sowie die Einnahme von Medikamenten. Wichtig ist, dass Betroffene schnell in die Behandlung kommen, denn Wahnvorstellungen und Halluzinationen können zu Suizidgedanken führen.