Was ist eine Anpassungsstörung?
Das Leben ändert sich in einem fort – manchmal sind es kleine Veränderungen, manchmal große. Menschen müssen sich jeweils daran anpassen. Dies tun sie mit ihren eigenen, individuellen Bewältigungsmechanismen. Manche Lebensereignisse überfordern die Bewältigungsmechanismen von Personen jedoch und sie entwickeln eine Anpassungsstörung. Diese zeigt sich zum Beispiel durch Verbitterung, Ängste oder Depressionen. Damit unterscheidet sich die Anpassungsstörung von normalen menschlichen Reaktionen auf einschneidende Ereignisse.
Solche einschneidenden Lebensereignisse können z.B. der Verlust von nahestehenden Menschen durch Trennung oder Tod, Veränderungen im beruflichen Kontext (z.B. Jobverlust) oder im familiären Bereich (z.B. Geburt eines Kindes) sein.
Anpassungsstörungen lassen sich gut behandeln und auch vollständig heilen. Meist dauern sie etwa sechs Monate.
Welche Formen der Anpassungsstörungen gibt es?
Eine Anpassungsstörung wird in verschiedene Formen unterteilt:
- Kurze depressive Reaktion
- Längere depressive Reaktion (bis zu zwei Jahre)
- Angst und depressive Reaktion gemischt
- Mit vorwiegender Beeinträchtigung von anderen Gefühlen
- Mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
- Mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
- Mit sonstigen vorwiegend genannten Symptomen
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Bei Anpassungsstörungen treten vielfältige Symptome auf, die durch ihre zeitliche Nähe zum auslösenden Ereignis eine Diagnose erleichtern. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Depressive Reaktion, meist kurz, kann aber auch Monate, selten Jahre dauern
- Angstzustände und Traurigkeit
- Verhaltensstörungen, meist hinsichtlich des Sozialverhaltens
- Anspannung, Reizbarkeit
- Aggressivität
- Schmerzen ohne erkennbare organische Ursachen
Woran erkenne ich, ob ich unter einer Anpassungsstörung leide?
- Ich habe etwas erlebt, das zu einer starken Veränderung in meinem Leben geführt hat.
- Meine Bewältigungsmechanismen reichen zurzeit nicht aus, mich mit dieser Veränderung in meinem Leben zu arrangieren.
- Die Veränderung verursacht bei mir Leidensdruck, mir wird alles zu viel.
- Ich leide unter Ängsten und bin oft traurig.
- Ich fühle große Verbitterung.
- Ich verhalte mich anders als früher, insbesondere Angehörigen und Freunden gegenüber.
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer Anpassungsstörung leide?
Anpassungsstörungen müssen von Ärztinnen oder Ärzten von einer posttraumatischen Belastungsstörung abgegrenzt werden, da sich beide Erkrankungen ähneln. Dies tun sie mit ausführlichen Gesprächen und Interviews, in denen sie die Symptome detailliert abfragen. Sind die Beschwerden so stark, dass Betroffene dadurch in ihrem Alltagsleben eingeschränkt werden, muss die Erkrankung behandelt werden. Um organische Ursachen auszuschließen, werden Untersuchungen wie Bluttests oder Messungen der Gehirnfunktionen vorgenommen.
Meist wird eine Anpassungsstörung mit einem psychotherapeutischen Verfahren behandelt. Die Therapie ist je nach Schweregrad der Erkrankung sehr individuell. Es geht darum, Umgangsweisen mit der Belastung zu lernen und funktionale Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Wichtig ist, dass Betroffene sich auf die Behandlung einlassen und daran mitarbeiten, gelernte Strategien sowie neue Denkmuster anzuwenden.
Daneben sollten Betroffene auf ihr Wohlbefinden achten und Dinge unternehmen, die ihnen Freude bereiten. Auch die Teilnahme an sozialen und sportlichen Aktivitäten ist förderlich. Unterstützend wirken Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, die Betroffene zu Hause ausüben können. Wer Austausch mit anderen Betroffenen sucht, für den bietet das Curamenta-Forum eine erste Anlaufstelle.
Wichtig ist, dass Angehörige oder andere nahestehende Personen für die Betroffenen da sind und ihnen für Gespräche zur Verfügung stehen. Unabhängig davon, wie die Angehörigen das Ereignis, auf das sich die Störung bezieht, selbst beurteilen, sollten sie die Gefühle der Betroffenen akzeptieren und ernst nehmen.
Betroffene werden individuell abgestimmt mit Psychotherapie behandelt. In besonders schweren Fällen können Anpassungsstörungen auch vorübergehend medikamentös behandelt werden. Die Behandlung zielt darauf ab, emotionalen Druck abzubauen sowie funktionale Bewältigungsmechanismen zu lernen. Meist ist eine Anpassungsstörung nach etwa sechs Monaten überwunden, das heißt geheilt.
Vorübergehend können Schlafmittel oder Beruhigungsmittel zur Lösung von Spannungs- und Angstzuständen eingesetzt werden. Bei depressiven Zuständen können auch leichte Antidepressiva unterstützend wirken. Medikamente sollten jedoch nur im Rahmen einer Behandlung und nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt eingenommen werden.
Möglicherweise bestehen Risikofaktoren, die jedoch ohne das auslösende belastende Ereignis nicht zur Krankheit führen würden.
Anpassungsstörungen gehören zu den psychischen Erkrankungen.