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Post-Covid

Ähnliche Begriffe: Post-Covid-Syndrom, Long-Covid

Als „Post-Covid“  wird ein länger andauerndes Beschwerdebild bezeichnet, das binnen weniger Wochen nach einer überstandenen Covid-Infektion auftritt. Zu den über 200 verschiedenen Symptomen gehören im Wesentlichen körperliche und psychische Erschöpfung, rasche Ermüdbarkeit, Störung des Gedächtnisses und der Konzentration („Brainfog“) sowie Schlafstörungen und depressive Verstimmung.

Wichtiger Hinweis:
Das Post-Covid-Syndrom ist noch ein sehr neues Krankheitsbild und wird gegenärtig aus vielen Perspektiven erforscht. Der folgende Beitrag basiert auf dem aktuellen Forschungsstand zu Symptomen, Verlauf, Dauer, Diagnose und Therapie.
Allgemeines
Was ist Post-Covid?

Bei Post-Covid handelt es sich um ein Syndrom, das heißt eine Ansammlung unterschiedlichster Symptome. Dazu gehören im Kern psychische und physische Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und ein Gefühl, wie „benebelt“ zu sein, der sogenannte Brainfog. Hinzu kommt oft muskuläre Schwäche.

Betroffene haben typischerweise eine akute Corona-Infektion überstanden und es geht ihnen wieder einigermaßen gut. Doch im Alltag und bei der Arbeit merken sie plötzlich, dass sie den Belastungen und Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. Wiederholte und längerfristige Krankschreibungen sind meist die Folge. Zwar können diese Menschen für ein bis zwei Stunden ihren Alltag gut bewältigen, sind danach aber vollkommen erschöpft.

Vieles am Post-Covid-Syndrom ist noch ungeklärt. Zum Beispiel, ob es sich um eine in erster Linie psychische oder körperliche Erkrankung handelt. Oder ob die vorausgegangene Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus dafür verantwortlich ist oder es andere Ursachen gibt, die vielleicht sogar individuell unterschiedlich sind. So könnten bestehende Grunderkrankungen ebenso eine Rolle spielen, wie eine genetische Veranlagung etwa zu Depressionen, die durch eine vorausgehende Corona-Erkrankung vielleicht getriggert wird. Bisher handelt sich hierbei jedoch nur um Theorien, es fehlen eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse. Bekannt ist von anderen Viruserkrankungen wie etwa der Spanischen Grippe von 1918 oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber durch das Epstein-Barr-Virus, dass Betroffene in der Folge noch lange unter Müdigkeit und Erschöpfung leiden können. In diese Richtung wird ebenfalls geforscht.

 

Was ist der Unterschied zwischen Long-Covid und Post-Covid?

In Deutschland wird zwischen Long-Covid und Post-Covid unterschieden. International wird für beide Krankheitsbilder nur der Begriff Long-Covid verwendet.

Long-Covid

Long-Covid bezeichnet eine verlängerte Covid-19-Infektion mit einer Dauer von bis zu zwölf Wochen.

Post-Covid

Post-Covid hingegen beschreibt eine Symptomatik, die nach einer abgeklungenen Coronaerkrankung auftritt, länger andauert und die man so nicht erwartet hat. Diese Symptomatik wird in diesem Beitrag beschrieben. Charakteristisch dafür ist, dass die eigentliche Krankheit vorüber ist.

 

Hier finden Sie unsere Blogbeiträge zum Thema Post-Covid:

„Die Menschen mit Post-Covid sind verzweifelt“

Wer hilft beim Post-Covid-Syndrom?

Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.

Symptome

Die Symptome sind vielfältig, was eine korrekte Diagnose oft erschwert. Zentral sind jedoch seelische und körperliche Ermüdbarkeit und Schwäche, Antriebslosigkeit sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Die Betroffenen beschreiben, nicht klar denken zu können („Brainfog“).
 

Zu weiteren Symptomen können gehören:
  • Husten, Kurzatmigkeit und Atemnot bei Belastung. In der Regel ist dies nur der Fall, wenn Betroffene zuvor so schwer an Corona erkrankt waren, dass die Lunge geschädigt wurde und sich noch nicht wieder regeneriert hat.
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Beeinträchtigung/Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Auch dies gilt als Folge der eigentlichen Corona-Erkrankung.
  • Schlafstörungen
  • Depressive Verstimmung
  • Haarausfall
  • Kreislaufprobleme

 

Woran erkenne ich, ob ich an Post-Covid leide?

Sie hatten Covid-19 (bestätigt durch einen Test) und haben sich davon erholt. Im weiteren Verlauf sind dann Symptome aufgetreten wie körperlicher Leistungsverlust, psychische Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Erschöpfung, Konzentrationsmangel und Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis. Sie haben keine Erklärung dafür, die Symptomatik kommt wie aus dem Nichts. Sie hatten keinen weiteren Infekt, keine Entzündung der Nebenhöhlen und/oder an den Zähnen, auch keinen Magen-Darm-Virus. Zugleich kann es sich aber auch um eine Depression handeln oder um das „Chronic Fatigue Syndrom“, das Post-Covid sehr ähnelt. Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, um Ihre Beschwerden medizinisch abklären zu lassen. Ausführlichere Informationen für Patienten finden Sie auch in der S1-Leitlinie zu Long-/Post-Covid der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) vom November 2022.1

1 Die Leitlinie gilt vorerst bis Ende August 2023.

Diagnostik
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an Post-Covid leide?

Post-Covid ist ein noch sehr junges und vielfach ungeklärtes Krankheitsbild. Daher ist eine Diagnose derzeit nur im Ausschlussverfahren möglich. Ihre Hausärztin, ihr Hausarzt wird zunächst einen zeitlichen Zusammenhang zwischen einer Corona-Infektion und den aktuellen Symptomen prüfen. Liegt der Infekt zum Beispiel ein Jahr zurück, geht man bisher nicht davon aus, dass Post-Covid mit einer solchen Verzögerung auftritt. Um sicherzugehen, dass keine körperliche Erkrankung der inneren Organe vorliegt, ist eventuell eine Überweisung an eine Internistin oder einen Internisten sinnvoll. Auszuschließen sind unter anderem Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) und andere Stoffwechselstörungen, das metabolische Syndrom sowie Fehlernährung.

Psychische Symptome wie Antriebsverlust und Ermüdbarkeit können auch auf eine Depression hindeuten, was am besten eine Psychotherapeutin oder ein Psychiater diagnostizieren kann. Ein MRT des Gehirns kann Aufschluss darüber geben, ob Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme organisch bedingt sind. Auch ist abzuklären, ob Betroffene möglicherweise am „Chronic Fatigue Syndrome“ leiden, dessen Symptome denen von Post-Covid stark ähneln – allerdings ohne vorausgehende Covid 19-Infektion.

Bisher ist es sehr aufwändig, eine eindeutige Diagnose zu erhalten. Es braucht viel Geduld und Engagement, was gerade die Unterstützung von Angehörigen oder Freundinnen und Freunden sehr hilfreich macht. Bei schwerwiegenden psychischen Symptomen kommen für die Diagnosestellung auch psychiatrische Institutsambulanzen in Frage, die für Post-Covid-Betroffene Sprechstunden eingerichtet haben.

 

Wohin Sie sich wenden können, wenn Sie an Post-Covid leiden, erfahren Sie hier oder hier.

Behandlungsmöglichkeiten

Behandlungsformen

Ambulant, stationär, zu Hause, per Video oder eine Mischung daraus: Es gibt verschiedene Formen der psychiatrischensowie psychosomatischen Behandlung. Alle gängigen Behandlungsformen werden hier erläutert.

Medikamentöse Therapie

In psychiatrischen Behandlungen werden Medikamente eingesetzt. Die sogenannten Psychopharmaka wirken auf den Stoffwechsel im Gehirn und damit auf die Psyche ein. Richtig dosiert und in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen, können sie psychisch Erkrankte gut unterstützen. Je nach Krankheitsbild helfen verschiedene Arten von Psychopharmaka, die hier erläutert werden.

Therapieformen

Für die Behandlung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen gibt es viele verschiedene Therapieformen. Die häufigsten werden hier erläutert.

Psychoedukation

Wissen und Verständnis sind zentral, um eine psychische Erkrankung zu akzeptieren und zu bewältigen. Mittels Psychoedukation werden Betroffene und Angehörige aufgeklärt und geschult.

Häufig gestellte Fragen
Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankheitsbild für Sie zusammengestellt.

Zunächst ist es wichtig zu akzeptieren, dass es sich bei Post-Covid um eine Erkrankung handelt. Ähnlich wie bei einer Depression ist es nicht hilfreich, mit Ratschlägen oder Vorwürfen zu reagieren. Für die Betroffenen ist das eine zusätzliche Belastung. Stattdessen können Angehörige Verständnis und Mitgefühl zeigen und ihre Hilfe anbieten. Da Betroffene aufgrund ihres Zustands kaum Energie haben, sich um weitere medizinische Abklärungen zu kümmern, können Angehörige dabei unterstützen: Adressen heraussuchen, Termine vereinbaren, Betroffene dorthin begleiten. Wertvoll kann es sein, sich in Foren wie auf Curamenta mit anderen Angehörigen auszutauschen: Was haben die anderen vielleicht schon unternommen, was hat geholfen, was wird empfohlen, wovon wird abgeraten? Zugleich wirkt es entlastend, seine Sorgen mit Menschen zu teilen, die sich in der gleichen Situation befinden.

Das lässt sich derzeit nicht verlässlich beantworten. Es können einige Monate sein, bei manchen Betroffenen halten sich die Symptome auch länger als ein Jahr. Man geht zwar davon aus, dass es irgendwann abklingt. Anders als bei anderen Erkrankungen weiß aber bisher niemand, wie lange dies im Schnitt dauert, zumal das Post-Covid-Syndrom sich individuell sehr unterschiedlich äußert.

Die medizinische Forschung hofft, dass es sich mit der Zeit von selbst und auch durch die richtige Therapie wieder stabilisiert. Bisher gilt Post-Covid nicht als chronische Autoimmunerkrankung, sondern als eine nachgeschaltete und vorübergehende sekundäre Störung. Die Hoffnung ist berechtigt, dass die Betroffenen nach ein bis zwei Jahren wieder gesund sind. Da Post-Covid als Krankheitsbild noch nicht lange existiert, fehlen dazu jedoch bislang die entsprechenden Studien.

Wegen der Vielzahl an Symptomen braucht es eine multidisziplinäre Abklärung. Hausärztin und Hausarzt sowie Internistinnen und Internisten können ausschließen, dass sich eine ernsthafte körperliche Erkrankung dahinter verbirgt. Eine Neurologin oder ein Psychiater kann prüfen, ob eine kognitive Störung vorliegt oder etwa eine Depression. Falls ja, gilt es abzuklären, ob die Corona-Infektion diese hervorgerufen hat, oder ob es zum Beispiel eine außergewöhnliche Belastung in der Zeit der Genesung gab, die zu den Beschwerden geführt hat. Bisher ist Post-Covid als Krankheit nicht klassifiziert. Am ehesten würde man es daher vermutlich als depressives Syndrom ansehen, da es diesem sehr ähnlich ist, oder auch als atypische (untypische) Depression. Denkbar wäre auch eine Klassifizierung als neurologische Erkrankung, in Anlehnung an das sehr ähnliche „Chronic Fatigue Syndrome“ (Chronisches Müdigkeitssyndrom).

Auch bei Kindern und Jugendlichen kann das Post-Covid-Syndrom auftreten. In einer weltweiten Studie mit mehr als 10.000 infizierten, ambulant behandelten Kindern litten sechs Prozent nach drei Monaten immer noch an langanhaltenden Beschwerden. Eine Sonderform bei schwerer Symptomatik ist bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zu 18 Jahren das „postvirale Entzündungssyndrom“ (PIMS).

Auch wenn das Risiko, an Post-Covid zu erkranken, nicht sehr hoch ist: Bisher gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, wer besonders gefährdet ist – wenn nicht die Schwere der vorangegangenen akuten Erkrankung selbst schon dauerhafte Schädigungen verursacht hat, etwa in der Lunge oder im Gefäßsystem.