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Wer hilft beim Post-Covid-Syndrom?

Viele Menschen leiden nach einer Covid-19-Infektion unter verschiedensten anhaltenden Symptomen: dem Long- oder Post-Covid-Syndrom. Das kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar bietet Betroffenen eine Anlaufstelle:
In der Post-Covid-Ambulanz wird ihnen dabei geholfen, ihre Symptome einzuordnen, sie erhalten Therapieempfehlungen und werden wenn nötig zur Weiterbehandlung vermittelt.

Wichtiger Hinweis:
Das Post-Covid-Syndrom ist noch ein sehr neues Krankheitsbild und wird gegenärtig aus vielen Perspektiven erforscht. Der folgende Beitrag basiert auf dem aktuellen Forschungsstand zu Symptomen, Verlauf, Dauer, Diagnose und Therapie.

So dynamisch wie die Covid-19-Pandemie selbst, entwickelt sich auch das Wissen über die Krankheit und ihre Auswirkungen auf Körper und Psyche. Zunehmend wird klar: Zu den langfristigen Folgen der Infektion mit dem Virus gehört in einem nennenswerten Teil der Fälle auch das sogenannte Post-Covid-Syndrom. Die Erkrankung zeigt sich auf ganz unterschiedliche Weise. Zu den häufigsten Symptomen zählen Fatigue – eine unverhältnismäßige Müdigkeit und Erschöpfung sowie verminderte Belastbarkeit. Oft leiden die Menschen nach einer Covid-19-Infektion auch am sogenannten Brain-Fog, zu Deutsch „Gehirn-Nebel“. Er äußert sich in Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen. Und schließlich können auch Schlafstörungen, Ängste und depressive Verstimmungen auftreten.

Im Verlauf der Pandemie wiesen immer mehr Menschen trotz abgeklungener akuter Infektion solche Symptome auf, die anderweitig nicht erklärbar waren und zunächst auch anhielten. Das Problem: Die genauen Ursachen des Post-Covid-Syndroms sind noch nicht bekannt – somit gibt es auch noch keine eindeutige Diagnostik. Für viele Betroffene ist dies besonders belastend, da sie das Gefühl haben, kaum jemand verstehe sie und glaube ihnen. Die Psychiatrische Institutsambulanz des Isar-Amper-Klinikum in Haar bietet diesen Menschen seit 2021 eine Anlaufstelle: In der Post-Covid-Ambulanz erhalten Betroffene mit erheblichen psychischen und neurologisch-kognitiven Beschwerden Diagnostik und Beratung. Wenn nötig, vermittelt die Ambulanz sie zur Behandlung der Beschwerden auch in die hauseigene neurologische Tagesklinik.

 

Darüber reden bringt Entlastung

Allein schon mal in Ruhe alles erzählen zu können und mit seinen Beschwerden ernst genommen zu werden, entlastet viele Betroffene. Für die Patientinnen und Patienten ist es zudem hilfreich, mehr über das Krankheitsbild zu wissen. Damit steigt die Akzeptanz der Erkrankung – was wiederum für den eigenen Umgang mit den Beschwerden entscheidend ist. In der Ambulanz werden daher Wissen vermittelt und mögliche Therapieansätze besprochen.

Ein Beispiel

Beim häufigen Symptom Fatigue und der verminderten Belastungstoleranz kann es zu sogenannten „Crashs“ kommen – eine Verschlechterung der Symptome nach körperlicher, geistiger oder emotionaler Anstrengung. Betroffene müssen deshalb ihren Alltag an die durch die Erkrankung vorgegebenen Belastungsgrenzen anpassen, sprich: kürzer treten. Hier hat sich zum Beispiel das sogenannte „Pacing“ weltweit bewährt, eine Technik, mit der die eigene Aktivität und Energie gemanagt wird.

Bei vielen Betroffenen ist eine ambulante Beratung in der Post-Covid-Ambulanz ausreichend. Falls umfassendere psychologische Tests vorgenommen werden müssen, werden Patientinnen und Patienten in die neurologische Tagesklinik des Klinikums aufgenommen. Mit einem multimodalen Behandlungsprogramm erlernen sie dort Strategien, um den Umgang mit der Erkrankung besser zu bewältigen. Die Erfahrung hat zudem gezeigt: Je länger das Post-Covid-Syndrom besteht, umso häufiger benötigen Patientinnen und Patienten sogar eine stationäre oder teilstationäre Rehabilitation.

 

Was ist über Post-Covid bekannt?

Von Long- oder Post-Covid sind überproportional viele Frauen betroffen. Neben Risikofaktoren wie einer genetischen Anlage für Autoimmunität sowie Adipositas oder Diabetes, erhöhen vor allem auch psychiatrisch-neurologische Vorerkrankungen das Risiko zu erkranken. Wie viele Betroffene es gibt, lässt sich nicht klar definieren. Je nach Studiendesign variiert der Anteil. Man kann jedoch von etwa 15 Prozent aller an Covid-19 Erkrankten ausgehen. Angesichts der inzwischen vielen Millionen Infektionen stellt diese Zahl mittlerweile eine große Gruppe von Menschen dar. Einen Unterschied im Krankheitsbild gibt es zwischen Post-Covid und Long-Covid übrigens nicht – entscheidend ist nur die Dauer der Symptome. Zeigen sie sich wenigstens vier Wochen nach der akuten Infektion, heißt es Long-Covid. Halten sie mindestens zwölf Wochen und länger an, wird die Bezeichnung Post-Covid verwendet.

Wie die Krankheit generell verläuft, ist ebenfalls noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftlich haltbare Prognosen können mangels Daten derzeit noch nicht abgegeben werden. Die Praxis zeigt, dass es leichte und schwere Verläufe gibt und eine Spontanheilung beziehungsweise eine erhebliche Symptomreduktion möglich ist. Anfangs waren viele an Covid-19 Erkrankte überrascht, dass ein negatives Testergebnis nach einer akuten Infektion nicht gleichbedeutend mit Ende der Symptome war. Es dauert zwar oft einige Monate, aber bei den meisten verschwinden die Symptome zunehmend im zeitlichen Verlauf. Wenn Patientinnen und Patienten sich konsequent ihren verminderten Belastungsgrenzen anpassen und Energie sparen, verbessert sich ihr Zustand meist deutlich. Bestehen zusätzlich psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen, ist eine Behandlung notwendig, da sich die bestehenden Symptome sonst gegenseitig verstärken können. Jedoch sind diese Erkrankungen gut zu behandeln und Betroffene gewinnen Schritt für Schritt wieder mehr an Lebensqualität.

Blogbeitrag

Hier finden Sie einen weiteren Blogbeitrag zum Thema Post-Covid.