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Sexuelle Funktionsstörungen

Ähnliche Begriffe: Sexuelle Reaktion, Sexuelle Beziehung, Impotenz, Vaginismus

Sexuelle Funktionsstörungen liegen vor, wenn die eigene Sexualität nicht mehr auf befriedigende Art ausgelebt werden kann und dadurch bei Betroffenen ein Leidensdruck entsteht.

Allgemeines
Was sind sexuelle Funktionsstörungen?

Eine erfüllte Sexualität bedeutet, die eigenen sexuellen Bedürfnisse auf körperlicher und geistiger Ebene befriedigend ausleben zu können. Bei einer sexuellen Funktionsstörung, auch sexuelle Dysfunktion genannt, ist dieses Erleben beeinträchtigt. Aufgrund von verschiedensten Symptome kann die gewünschte Befriedigung nicht erreicht werden. Dies kann bei Betroffenen und meist auch ihren Partnerinnen und Partner zu hohem Leidensdruck führen.

Ausdrücken können sich sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen zum Beispiel durch fehlendes sexuelles Interesse oder Schwierigkeiten, einen Zustand der Erregung oder einen Orgasmus zu erreichen. Bei Männern gehören der vorzeitige Orgasmus sowie Erektionsstörungen zu den häufigsten Problemen.  

Sexuelle Funktionsstörungen entstehen oft aus einer Kombination von körperlichen und psychischen Ursachen. In manchen Fällen sind sie eindeutig auf körperliche Erkrankungen zurückzuführen, etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Störungen des Hormonhaushalts. Im Rahmen einer psychische Erkrankung wie Depressionen oder Ängste können sie ebenfalls auftreten. Andersherum können sexuelle Funktionsstörungen auch zu psychischen Erkrankungen führen.

 

Welche Formen von sexuellen Funktionsstörungen gibt es?

Sexuelle Funktionsstörungen werden wie folgt unterteilt:

 

Veränderungen des sexuellen Verlangens (Appetenzstörung)

Betroffene haben das Interesse an sexuellen Aktivitäten verloren oder es ist stark reduziert.


Störungen der sexuellen Erregung

Die normale sexuelle Erregungsfunktion ist gestört, hierbei spricht man von erektiler Dysfunktion oder Impotenz. Diese Funktionsstörungen können bei allen Geschlechtern auftreten.


Störungen durch sexuell bedingte Schmerzen

Betroffene empfinden während der Penetration Schmerzen. Bei Frauen tritt zum Beispiel Vaginismus auf, auch Scheidenkrampf genannt. Dabei zieht sich die Scheidenmuskulatur unbeabsichtigt zusammen.


Orgasmusstörungen

Bei Frauen kann es vorkommen, dass sie trotz normalem sexuellen Interesse Schwierigkeiten haben, den Orgasmus zu erreichen. Auch bei Männern können solche Schwierigkeiten auftreten. Zudem auch Störungen bei der Ejakulation, dazu zählen frühzeitige Ejakulation oder die Unfähigkeit, zu ejakulieren.


Störungen aufgrund von körperlichen Erkrankungen

Einige körperliche Erkrankungen rufen sexuelle Funktionsstörungen hervor, etwa Diabetes, Krebserkrankungen oder Parkinson. Auch hormonelle Veränderungen zum Beispiel während der Wechseljahre (Menopause) sind häufige Ursachen.


Störungen aufgrund von Substanzeinnahmen

Hierbei kommt es durch die Einnahme von (zum Beispiel) Blutdruckmedikamenten oder Drogen zu sexuellen Funktionsstörungen.

Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.

Symptome

Betroffene Frauen haben oft ein verringertes sexuelles Verlangen, Orgasmusschwierigkeiten oder erleben Schmerzen bei der Penetration. Betroffene Männer leiden ebenfalls oft unter einem gestörten sexuellen Verlangen, Schwierigkeiten bei der sexuellen Erregung, beispielsweise in Form der Erektionsstörung oder Problemen, den Orgasmus rechtzeitig und vollständig zu erleben. Die einzelnen Symptome können auch gemeinsam auftreten.

Neben den Symptomen, die die Sexualität direkt betreffen, lösen langfristig bestehende sexuelle Funktionsstörungen möglicherweise psychische Leiden aus.

 

Woran erkenne ich, ob ich an einer sexuellen Funktionsstörung leide?
  • Ich habe Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und empfinde ihn als unangenehm
  • Ich habe seit längerer Zeit kein oder nur ein sehr geringes Verlangen nach Sexualität
  • Mir fällt es schwer, den Zustand der Erregung zu erreichen
  • Ich verspüre eine starke Abneigung gegen sexuelle Aktivitäten
  • Ich habe Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erleben
  • Ich habe Probleme mit meiner Erektion
  • Ich ejakuliere zu früh oder gar nicht
Diagnostik
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer sexuellen Funktionsstörung leide?

Bei vielen Menschen tritt zeitweise eine leichte Veränderung oder Störung der Sexualität auf. Die Herausforderung ist, diese vorübergehenden Erscheinungen von ernsthaften sexuellen Funktionsstörungen zu unterscheiden. Sexualität ist komplex, und meist spielen nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch ihre Partnerinnen oder Partner eine wichtige Rolle.

Eine Grundregel ist, dass die Störung über einen gewissen Zeitraum aufgetreten ist, der mindestens ein halbes Jahr betragen sollte. Die bestehenden Probleme sollten auch dazu führen, dass Betroffene echten Leidensdruck verspüren. Diese Diagnose kann nur im Gespräch mit Ärztinnen oder Ärzten gestellt werden. Sie gehen mithilfe geeigneter Fragen und Fragebögen der Art und dem Ausmaß der Störung auf den Grund. Sie werden dabei auch versuchen, die Ursachen festzustellen – ob also körperliche oder psychische Leiden für die sexuelle Funktionsstörung verantwortlich sind.

Behandlungsmöglichkeiten

Therapieformen

Für die Behandlung psychisch oder psychosomatischer Erkrankungen gibt es viele verschiedene Therapieformen. Die häufigsten werden hier erläutert.

Medikamentöse Therapie

In psychiatrischen Behandlungen werden Medikamente eingesetzt. Die sogenannten Psychopharmaka wirken auf den Stoffwechsel im Gehirn und damit auf die Psyche ein. Richtig dosiert und in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen, können sie psychisch Erkrankte gut unterstützen. Je nach Krankheitsbild helfen verschiedene Arten von Psychopharmaka, die hier erläutert werden.

Behandlungsformen

Ambulant, stationär, zu Hause, per Video oder eine Mischung daraus: Es gibt verschiedene Formen der psychiatrischensowie psychosomatischen Behandlung. Alle gängigen Behandlungsformen werden hier erläutert.

Psychoedukation

Wissen und Verständnis sind zentral, um eine psychische Erkrankung zu akzeptieren und zu bewältigen. Mittels Psychoedukation werden Betroffene und Angehörige aufgeklärt und geschult.

Häufig gestellte Fragen
Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankheitsbild für Sie zusammengestellt.

Je nach Ursache der sexuellen Funktionsstörungen spiele Angehörigen und insbesondere Partnerinnen oder Partnern bei der Behandlung eine wichtige Rolle. Bei körperlicher Erkrankung der Betroffenen ist es hilfreich, wenn sich Angehörige über die Krankheit informieren und die Erkrankten aktiv unterstützen. Sind sie von der Störung bei ihrer Partnerin oder ihrem Partner direkt betroffen, ist Verständnis für die schwierige Situation hilfreich. Auch wenn es schwerfällt, sollten Partnerinnen und Partner keinen Druck ausüben oder die Probleme kleinreden. Der offene und ehrliche Austausch über Erwartungen und Wünsche kann in einigen Fällen helfen. Vielfach ist es förderlich, wenn das Paar gemeinsam therapeutische Hilfe sucht.

Je nach diagnostizierter Ursache können sexuelle Funktionsstörungen mit Medikamenten behandelt werden. Es existieren jedoch auch andere gute Möglichkeiten. Liegt eine psychische Störung der oder des Betroffenen vor, beispielsweise aufgrund traumatischer Erfahrungen, kommt psychotherapeutische Behandlung in Einzeltherapie infrage. Ist die Ursache der sexuellen Funktionsstörung nicht auf eine körperliche oder psychische Erkrankung zurückzuführen, können Sexualtherapien, Verhaltenstherapien oder Paartherapien angezeigt sein.

Die psychosozialen Behandlungsansätze haben sich als wirksamer erwiesen als der Einsatz von Medikamenten. Sie können bei körperlichen und psychischen Ursachen der Funktionsstörung eingesetzt werden. Denn über die Wiederherstellung der sexuellen Funktionen hinaus, kann es hilfreich sein, das Verständnis von Sexualität zu erweitern und auch andere Formen der körperlichen Kommunikation zu ermöglichen. Da auch Medikamente zu den möglichen Ursachen sexueller Funktionsstörungen zählen, kann ein Medikamentenwechsel oder eine Dosierungsanpassung nach Absprache mit Ärztin oder Arzt Abhilfe schaffen.

Asexualität bezeichnet das völlige Ausbleiben von sexuellem Verlangen. Asexuelle Menschen fühlen sich von anderen Menschen nicht sexuell angezogen, sie haben kein Bedürfnis nach Sexualität. Diese Prägung liegt nicht an körperlichen oder psychischen Ursachen – es wird vermutet dass die sexuelle Orientierung angeboren ist. Asexualität wird nicht als sexuelle Funktionsstörung betrachtet.

Die Grenze zwischen vorübergehenden Veränderungen oder Einschränkungen der Sexualität und einer sexuellen Funktionsstörung sind nicht immer klar zu definieren. Da Sexualität komplex ist und Körper und Psyche gleichermaßen einbezogen sind, können sich viele Einflüsse kurzzeitig negativ auf das Sexualleben auswirken. Gelegentliche Phasen der Unlust oder Orgasmusschwierigkeiten sind etwas Normales und treten bei vielen Menschen auf.

Ein zentrales Merkmal einer sexuellen Funktionsstörung ist, dass die Symptome mindestens über den Zeitraum eines halben Jahres bestehen. Weiterhin erzeugen sie einen Leidensdruck: Die Sexualität, wie man sie kennt und mag, kann nicht mehr befriedigend ausgelegt werden. Dies führt zu Problemen in der Partnerschaft, zu psychischen Auswirkungen sowie zu einer allgemein belasteten Lebenssituation.

Für Menschen, die unter einer sexuellen Funktionsstörung leiden, ist es besonders wichtig, offen über das Problem zu sprechen. Sexualität ist für viele Menschen noch immer ein Tabuthema, über das geschwiegen wird. Diese Offenheit kann helfen, wenn die Störung zu Problemen in der Partnerschaft führt oder wenn Probleme in der Partnerschaft für die Störung verantwortlich sind.

Viele Ursachen können zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Dazu zählen:

  • Körperliche Ursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonelle Umstellung, Diabetes, operative Eingriffe in die Geschlechtsorgane (beispielsweise Gebärmutterentfernung/Prostataentfernung), Krebserkrankungen, Rheuma oder Parkinson. Auch physische Schmerzen beim Sex, die beispielsweise durch Entzündungen verursacht werden, können zu Funktionsstörungen führen.
  • Die Einnahme von Medikamenten können Nebenwirkungen verursachen, die zu sexuellen Funktionsstörungen führen, beispielsweise verringern Antidepressiva die Libido und senken hormonbasierte Verhütungsmittel die sexuelle Lust.
  • Der übermäßige Genuss von Alkohol und die Einnahme von Drogen wie Marihuana können die sexuelle Lust oder Erregbarkeit vermindern.
  • Seelische Ursachen wie Ängste vor einer Schwangerschaft oder Stress, Trauer und Konflikte können die sexuelle Funktion beeinträchtigen.
  • Probleme in der Partnerschaft können ebenfalls die Ursache für sexuelle Funktionsstörungen sein. Ständiger Streit oder lähmende Routine, Tabuisierung von sexuellen Wünschen oder mangelnde Zärtlichkeit wirken sich negativ auf Lust, Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit aus.