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Borderline Persönlichkeitsstörung

Ähnliche Begriffe: emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ

Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwere psychische Erkrankung. Betroffene erleben extreme, meist unkontrollierbare Stimmungsschwankungen und entwickeln dadurch eine hohe innere Anspannung, die häufig zu Selbstverletzungen führt.

Allgemeines
Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) oder fachlich genauer: eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ zeichnet sich durch eine hohe emotionale Instabilität aus: Betroffene erleben extreme Stimmungs- und Gefühlsschwankungen und verhalten sich impulsiv. Auch ihr Selbstbild und ihre Beziehungen zu anderen Menschen sind höchst wechselhaft. Ihre Gefühle können Menschen mit BPS kaum kontrollieren und empfinden sie als Stress. Diese Empfindungen führen zu großer innerer Zerrissenheit und Anspannung. Um sie zu reduzieren, verletzen sich viele Betroffene selbst – zum Beispiel, indem sie sich Schnitte in die Haut zufügen („Ritzen“).

Selbstverletzungen und riskantes Verhalten sind für Menschen mit BPS auch ein Weg zurück in die Realität, da die starke innere Spannung zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen kann. Sich selbst in Gefahr – manchmal Lebensgefahr – zu bringen, ist der Versuch, „sich zu spüren“. Er ist nicht mit dem Versuch zu verwechseln, sich das Leben zu nehmen. Allerdings sind Suizidgedanken ebenfalls eine mögliche Auswirkung der Erkrankung.

Die Krankheit kann sich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich äußern und verschiedene Symptome und Schweregrade zeigen. Sie tritt häufig zusammen mit anderen psychischen Störungen auf. Da sie nicht heilbar ist, ist eine Behandlung wichtig: Sie ermöglicht, einen Umgang mit der Erkrankung zu finden.


 

Welche Formen der Borderline-Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Form der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Insgesamt werden zwei Formen unterschieden:
 

Impulsiver Typ

Betroffene sind emotional instabil und können ihre Impulse nur unzureichend kontrollieren. Sie sind reizbar und aggressiv, neigen zu gewalttätigen Ausbrüchen und bedrohen oft auch andere.
 

Borderline-Typ

Über die emotionale Instabilität hinaus leiden Betroffene unter einem gestörten Selbstbild, unklaren persönlichen Zielen und oft unter einer inneren Leere. Typisch ist die Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen und der Angst vor dem Verlassenwerden. Betroffene neigen auch zu riskanten Verhaltensweisen, übertriebener Sexualität, Selbstverletzungen oder Suizidandrohungen und -versuchen.

Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.

Symptome

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung äußert sich grundsätzlich durch impulsives Verhalten und emotionale Instabilität der Betroffenen. Zu den weiteren typischen Symptomen gehören:

  • Wutausbrüche, Gewaltausbrüche
  • Neigung zu Konflikten, Streitlust
  • Immer wieder auftretende Beziehungsprobleme
  • Selbstschädigendes Verhalten, Selbstverletzung
  • Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität, bei Zielen und Vorlieben
  • Impulsive Handlungen wie Drogenkonsum, übertriebenes Sexualverhalten, Kaufrausch
  • Angst vor dem Verlassenwerden und Alleinsein („Klammern“)
  • Suizidale Handlungen, Androhungen von Suizid
  • Chronische innere Leere
  • Extremes Einsamkeitsgefühl
  • Stressbedingte kurzfristige Wahnvorstellungen (Paranoia oder Dissoziation)

 

Woran erkenne ich, ob ich unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leide?
  • Ich kann meine Gefühle nicht kontrollieren.
  • Ich neige zu unangemessenen Wutausbrüchen.
  • Ich gerate schnell in Streit und werde schnell gewalttätig.
  • Ich weiß selbst nicht, wer oder wie ich bin, und übe übermäßige Selbstkritik.
  • Ich handle oft impulsiv, ohne mir vorher über die Konsequenzen klar zu werden.
  • Ich bringe mich selbst in Gefahr oder füge mir Verletzungen zu.
  • Ich fühle mich oft innerlich leer und einsam.
  • Ich habe panische Angst davor, von anderen verlassen zu werden.
  • Ich leide manchmal unter kurzen stressbedingten Wahnvorstellungen.
Diagnostik
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leide?

Die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht einfach, da es sich um eine komplexe Krankheit mit vielen verschiedenen Symptomen handelt. Oft tritt die Erkrankung auch in Verbindung mit anderen Persönlichkeitsstörungen oder psychischen Leiden auf. Grundlage für die Diagnose ist ein ausführliches Gespräch zwischen der betroffenen Person und der Ärztin oder dem Arzt. Es empfiehlt sich oft auch, Angehörige oder das soziale Umfeld in die Diagnose mit einzubeziehen, sofern die Betroffenen damit einverstanden sind.

Auch ein Blick auf die Lebensgeschichte ist Teil der Diagnose, da die Ursachen für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung bereits in der Kindheit liegen können. Anhand der dann vorliegenden Informationen gleichen die Ärztin oder der Arzt die vorliegenden Symptome mit den bekannten typischen Symptomen für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ab.

Behandlungsmöglichkeiten

Medikamentöse Therapie

In psychiatrischen Behandlungen werden Medikamente eingesetzt. Die sogenannten Psychopharmaka wirken auf den Stoffwechsel im Gehirn und damit auf die Psyche ein. Richtig dosiert und in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen, können sie psychisch Erkrankte gut unterstützen. Je nach Krankheitsbild helfen verschiedene Arten von Psychopharmaka, die hier erläutert werden.

Psychoedukation

Wissen und Verständnis sind zentral, um eine psychische Erkrankung zu akzeptieren und zu bewältigen. Mittels Psychoedukation werden Betroffene und Angehörige aufgeklärt und geschult.

Behandlungsformen

Ambulant, stationär, zu Hause, per Video oder eine Mischung daraus: Es gibt verschiedene Formen der psychiatrischensowie psychosomatischen Behandlung. Alle gängigen Behandlungsformen werden hier erläutert.

Therapieformen

Für die Behandlung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen gibt es viele verschiedene Therapieformen. Die häufigsten werden hier erläutert.

Häufig gestellte Fragen
Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankheitsbild für Sie zusammengestellt.

Grundsätzlich ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht heilbar. Mit den richtigen therapeutischen Maßnahmen können Betroffene jedoch einen Umgang mit der Erkrankung finden. Wichtig ist, sich selbst und die Dynamiken der Krankheit gut zu kennen und Wege zu finden, sich selbst zu stabilisieren.

Zur Behandlung eignen sich unterschiedliche Ansätze der Psychotherapie. Sie werden auf die individuelle Situation der betroffenen Person zugeschnitten. Medikamente können dabei zur Stabilisierung und Unterstützung eingesetzt werden. Es sind jedoch keine Mittel bekannt, die alleine eine Heilung bewirken. Die Therapien haben zunächst zwei Ziele: mögliche Suizidgedanken und -versuche zu behandeln und sicherzustellen, dass die Therapie erfolgreich fortgesetzt werden kann. Im weiteren Verlauf bieten unterschiedliche Therapien die Möglichkeit, verschiedene Schwerpunkte der Krankheit zu behandeln.

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie setzt beispielsweise darauf, Betroffene zu befähigen, Stress zu bewältigen, ihre Gefühle zu kontrollieren, dauerhafte soziale Beziehungen zu führen und das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Die Schematherapie zielt darauf ab, unterbewusste Verhaltensmuster zu verändern, da sie die Ursache der Borderline-Persönlichkeitsstörung in Kindheitserlebnissen verortet. Weitere angewandte Therapieformen sind zum Beispiel die Mentalisierungsbasierte Therapie, die Übertragungsfokussierte Psychotherapie oder die Psychodynamisch-Konfliktorientierte Psychotherapie.

Wie die Betroffenen selbst, sollten auch Angehörige ihr Wissen um die Erkrankung erweitern. Je besser sie informiert sind, desto eher gelingt es ihnen, das Verhalten der Erkrankten einzuordnen – und beispielsweise Wutausbrüche nicht persönlich zu nehmen, sondern als Symptom zu verstehen.

Es kann dennoch schwer sein, Beleidigungen, Angriffe oder die allgemeine Unsicherheit hinsichtlich der Stimmungsschwankungen zu verkraften. Deshalb sollten Angehörige bei allem Engagement für die Betroffenen immer darauf achten, sich selbst nicht zu überfordern. Sie können der erkrankten Person emotionale und praktische Unterstützung anbieten, jedoch können sie sie nicht „retten“. Das müssen die Betroffenen selbst in die Hand nehmen, unterstützt von professionellen Therapeutinnen oder Therapeuten. Angehörigen kann es helfen, sich mit anderen auszutauschen, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Das Curamenta-Forum bietet ebenfalls eine Anlaufstelle, um in Kontakt mit anderen Angehörigen zu treten.

Bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen können Medikamente nur ergänzend zur therapeutischen Behandlung eingesetzt werden. Es gibt keine Mittel, die speziell gegen die Erkrankung wirken. Zu den verwendeten Medikamenten zählen zum Beispiel Stimmungsstabilisierer. 

Leiden Betroffene unter Angstzuständen oder Depressionen, können Benzodiazepine, Hypnotika und Sedativa verschrieben werden oder auch selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer – kurz SSRI.

Zu den vermuteten Ursachen für Borderline-Persönlichkeitsstörungen zählen heute genetische Faktoren, aber auch Lebenserfahrungen wie sexuelle Gewalt, körperliche Gewalt oder schwere Vernachlässigung. Studien zufolge haben die Hälfte aller Betroffenen traumatische Erlebnisse in der Kindheit erfahren. Können Kleinkinder aufgrund eines ungünstigen Umfelds kein Urvertrauen zu Bezugspersonen entwickeln, haben sie im späteren Leben oft Bindungs- und Beziehungsprobleme. Diese und andere traumatische Erfahrungen können einen direkten Einfluss darauf haben, wie das Gehirn der Betroffenen arbeitet.

Das zentrale Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind die heftigen und unkontrollierbaren Stimmungsschwankungen. Sie prägen auch die zwischenmenschlichen Beziehungen von Betroffenen. So sind Erkrankte ihrem Partner oder ihrer Partnerin in einem Moment intensiv zugeneigt, im nächsten können sich diese Emotionen komplett umkehren. Beziehungen sind daher geprägt von inniger Nähe und größter Distanz. Da die Gefühlswechsel unerwartet oder aufgrund von kleinsten Triggern auftreten, sind sie für Betroffene wie auch deren Gegenüber eine große Belastung.

Gleichzeitig haben Menschen mit BPS große Angst vor dem Alleinsein und Verlassenwerden. Auf Zurückweisung oder Missfallensäußerungen seitens Partnerin oder Partner reagieren sie impulsiv mit Eifersucht, Klammern, Wutanfällen oder gar Suizidandrohungen. Trotz der Angst vor dem Alleinsein halten viele Betroffene Beziehungen nicht gut aus. Sie beenden sie oft plötzlich und/oder haben häufig schnell wechselnde Partnerschaften.

Für Betroffene ist es wichtig, sich selbst so umfassend wie möglich über ihre Krankheit zu informieren. Das hilft ihnen dabei, Anzeichen für akute Ausbrüche selbst zu erkennen. Wer die sogenannten Trigger, die Auslöser für emotionale Impulse, kennt, hat eher die Chance, sie zu kontrollieren. Auf diese Weise können impulsive Handlungen verhindert oder wenigstens verzögert werden.

Betroffene können versuchen, sich ganz bewusst eine entspannte Grundhaltung anzueignen und diese zu trainieren. Treten dann Trigger auf, können sie versuchen, kurz innezuhalten und zu hinterfragen, ob der auslösende Reiz – beispielsweise der kritische Blick eines anderen Menschen – wirklich böse gemeint war. Fühlen sie die Streitlust wachsen, kann es helfen, sich bewusst aus der Situation zurückzuziehen, bevor es zur Eskalation kommt. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hat sich als hilfreich erwiesen. Dazu eignen sich Selbsthilfegruppen oder auch das Curamenta-Forum.