Leichte Sprache

Was ist Curamenta?

Als digitale Plattform für psychische Gesundheit will Curamenta Betroffenen und Angehörigen helfen – vom ersten Auftreten von Beschwerden bis zur Nachsorge. Wie geht das? Und wer steht hinter Curamenta? Eine Reise durch die Plattform und ihre Entstehungsgeschichte.

Wer sich den Arm bricht, Magenschmerzen oder Halsweh hat, weiß wohin damit: Krankenhaus oder Hausarztpraxis. Doch was, wenn man sich emotional nicht gut fühlt? Wenn man den Antrieb verliert, keine Freude mehr empfindet und sich ununterbrochen ein Gedankenkarussell im Kopf dreht? Curamenta ist entstanden, um in genau diesen Situationen zu helfen. Das umfangreiche Patienten-Portal bietet Betroffenen und Angehörigen eine zeitgemäße Anlaufstelle für alle Fragen zur psychischen Gesundheit und kann die Behandlung digital und individuell begleiten. Von Expertinnen und Experten entwickelt und betreut, nutzt das Portal verschiedene digitale Tools und Anwendungen, um Menschen in seelischer Not schnell, interaktiv und rund um die Uhr kompetent zu unterstützen.

 

„Curamenta verbindet erstmals Interessierte, Betroffene und Angehörige mit Behandelnden unserer Einrichtungen. Herausfordernd dabei ist, innovative Funktionen für alle Nutzenden unter Einhaltung neuster Standards verständlich und handhabbar zu gestalten sowie die zahlreichen unterschiedlichen IT-Systeme miteinander zu vernetzen. Da von Beginn an ganzheitlich und offen gedacht wurde, ist eine Plattform entstanden, die auch für zukünftige digitale Innovationen aufgestellt ist.“

Dr. Dennis Kroll, IT-Spezialist, GDG

 

Wer steht hinter Curamenta?

Curamenta ist einzigartig in Deutschland, sowohl technisch, als auch mit ihrem Fokus auf psychische Erkrankungen. Betrieben wird die Plattform von der Gemeinnützigen Gesellschaft für digitale Gesundheit (GDG), zu der sich fünf große Klinikverbünde in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen haben: die vitos gGmbh, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der Landschaftsverband Rheinland (LVR), die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) und das Pfalzklinikum. Sie alle sind seit mehreren Jahrhunderten auf die Therapie psychiatrischer Erkrankungen spezialisiert und bündeln für Curamenta ihr medizinisches Knowhow. Durch diese Synergien wollen die Klinikverbünde Menschen mit psychischen Leiden noch besser helfen – vor allem auch dank zeitgemäßer digitaler Angebote, die sich gemeinsam im Team in deutlich kürzerer Zeit und mit mehr Vielfalt entwickeln ließen. Die Grundlage dafür wurde seit 2018 in der vitos-„Zukunftswerkstatt“ gelegt: Hier entstanden innovative therapeutische Digitalprojekte, etwa zu „Digitaler Teilhabe“, zu „Blended Care“ (Therapie online und vor Ort) sowie zur Online-Selbsthilfe.

 

„Curamenta zu schaffen war eine mutige, zukunftsweisende Entscheidung vier großer Klinikverbünde in Richtung Digitalisierung. Wir wollten selbst frühzeitig etwas tun und es war uns wichtig, erster Ansprechpartner für unsere Patientinnen und Patienten zu bleiben und ihren Zugang zum Versorgungssystem noch mehr zu erleichtern. Es braucht Digitalisierung, um bei seelischen Erkrankungen noch besser helfen zu können.“

Laura Kuhlmann, Geschäftsführerin der GDG

 

Noch bevor das Krankenhauszukunftsgesetz im Oktober 2020 in Kraft trat, das die Digitalisierung im patientennahen Bereich vorantreibt, haben die Klinikverbünde mit Curamenta eine Vision entwickelt, wie dies im 21. Jahrhundert idealerweise aussehen kann. Die fertige Plattform ist also das Ergebnis eines knapp vierjährigen Prozesses – und viel Engagement für die Sache. Auch finanziell: Da alle Klinikverbünde gemeinnützig arbeiten und Gewinne reinvestieren, sind in die Entwicklung der Plattform nicht nur Fördergelder vom Bund und aus den Ländern geflossen, sondern sie wurde auch von den vier Betreibern aus eigenen Mitteln finanziert. Die Gemeinnützigkeit der Klinikverbünde setzt sich also auch in der Plattform Curamenta fort.

 

„Leichte Sprache folgt festen Regeln und vermittelt komplexe Inhalte in einer für alle verständlichen, einfacheren Wortwahl. So dient sie der Barrierefreiheit und ermöglicht noch mehr Menschen den Zugang zu Informationen über psychische Gesundheit. Dieses Wissen kann enorm zur Entstigmatisierung beitragen, da es hilft, immer noch bestehende Vorurteile abzubauen und sich auch selbst bei Bedarf eher Hilfe zu holen.“

Annmarie Engel, Kommunikationsmanagerin, GDG

 

Eine Plattform entwickelt aus Nutzersicht

Alles auf Curamenta ist aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer gedacht, sodass alle Besucherinnen und Besucher sich intuitiv auf der Website zurechtfinden können. Die einfache und selbsterklärende Nutzbarkeit war den Macherinnen und Machern besonders wichtig. Sie hilft dabei, innere sowie praktische Hürden zu überwinden und es Betroffenen in ihrer schwierigen Lage leichter zu machen, sich zu informieren und zu orientieren. Damit jede und jeder auf Curamenta Hilfe findet, sind alle informativen Texte – wie etwa zu Krankheitsbildern – auch in Leichter Sprache abrufbar.

Den Kern der Plattform bildet die digitale Therapiebegleitung. Es ist gleichzeitig auch der Bereich, der nur für Patientinnen und Patienten der Klinikverbünde nutzbar ist, die von ihren Behandelnden dazu eingeladen werden. Alle anderen Bereiche sind frei zugänglich, beziehungsweise erfordern ein Benutzerkonto, das jede und jeder schnell und einfach erstellen kann. Wie sich die drei Bereiche jeweils nutzen lassen, fasst unser Erklärfilm zusammen – oder die nächsten Absätze.

 

Frei zugängliche Informationen: Curamenta für alle

Im frei zugänglichen und für alle nutzbaren Bereich der Plattform finden Nutzerinnen und Nutzer fachlich korrekte, qualitätsgesicherte Informationen zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Behandlungen sowie zur Selbsthilfe. Wer sich sorgt, selbst erkrankt zu sein oder ein psychisches Leiden bei Angehörigen oder Freunden vermutet, findet ebenfalls im freien Bereich verschiedene Selbsttests mit rund 15 Fragen. Die Tests geben eine erste Einschätzung, ob Symptome vorliegen, die auf eine psychische Erkrankung hindeuten. Curamenta lässt Niemanden damit allein und gibt Hinweise, wie in diesem Fall zu verfahren ist.

 

Vom Austausch im Forum bis zum Erstgesprächstermin: Curamenta mit Benutzerkonto

Um den zweiten Bereich nutzen zu können, legen sich Nutzerinnen und Nutzer mit wenigen Klicks ein Konto an. Sie können dann Inhalte der Plattform je nach Interessengebiet personalisieren. Mit einem zusätzlichen Passwort ist die Teilnahme im Forum möglich. Hier können sich Interessierte mit anderen Betroffenen oder Angehörigen austauschen, Sorgen teilen, Tipps geben und sich aussprechen. Mittelfristig werden auch Behandelnde dort präsent sein, die Fragen zu Depressionen, Angsterkrankungen, Süchten oder etwa Demenz beantworten. Was im Forum geschrieben wird, bleibt auch dort. Curamenta legt größten Wert auf Datenschutz und verpflichtet sich gerne zu den höchsten Standards. Suchmaschinen lesen hier nicht mit.

 

„Nutzerinnen und Nutzer können darauf vertrauen, dass ihre Daten bei uns in sicheren Händen sind. Die Plattform entspricht allen aktuellen Datenschutzbestimmungen. Regelmäßige IT-Sicherheitstests lassen uns zudem potenzielle Gefährdungen rechtzeitig ausräumen. Das gilt auch für Terminanfragen über das Curamenta-Kontaktformular. Sie werden zudem direkt an Verantwortliche versendet, die zeitnah antworten.“

Stefanie Weick, Projektassistentin, GDG

 

Um einen Termin für ein Erstgespräch in einer Klinik anzufragen, müssen Betroffene ebenfalls angemeldet sein. Leider kann Curamenta derzeit nur Termine an Einwohnerinnen und Einwohner aus den Bundesländern vergeben, in denen die Klinikverbünde tätig sind. Wer etwa in Niedersachsen oder Thüringen lebt, kann selbstverständlich trotzdem das Forum nutzen. Zudem steht Interessierten ein großer Bereich mit bundesweiten Selbsthilfe-Initiativen zur Verfügung.

 

Die Therapie digital unterstützen: Curamenta für Patientinnen und Patienten

Der dritte Bereich wird nur sichtbar, wenn Betroffene nach einem Erstgespräch eine ambulante oder stationäre Therapie in einer Einrichtung der Klinikverbünde beginnen. Die Behandelnden vor Ort schalten Patientinnen und Patienten dann für den geschlossenen Bereich frei. Je nach Absprache können digitale Tools abgerufen werden, zum Beispiel ein digitales Tagebuch (das Behandelnden zur Verfügung gestellt werden kann), Kalender, Messenger, Dokumentenablage, Terminvereinbarung sowie die Durchführung von Videosprechstunden. Angehörige können hier ebenfalls eingebunden werden und verstehen dadurch zum Beispiel besser, was Patientinnen und Patienten während eines Klinikaufenthaltes erleben. Auch für die Nachsorge ist hier Raum: Weitere Gesundheitsleistungen nach einer Therapie können über die Plattform organisiert werden, zum Beispiel im Fall einer Rehabilitation. Wichtig zu wissen ist: Der individuelle digitale Raum ist für Betroffene ein persönlicher Ort, in den niemand Einsicht hat und über den jede Patientin und jeder Patient allein bestimmt.

 

"Indem bisherige Therapie- und Behandlungsformen durch digitale Angebote ergänzt werden, entsteht ein großer Mehrwert für die Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie müssen nicht mehr auf ihre nächste Therapiestunde warten, sondern können überall und zu jeder Zeit online Behandlungstools nutzen und selbst aktiv etwas für ihre Heilung tun."

Dominique Heine, E-Mental Health-Spezialistin und Gesundheits- und Krankenpflegerin/Altenpflegerin, GDG

 

Curamenta ergänzt die persönliche Therapie

Curamenta will die persönliche Therapie, das Gespräch vor Ort, keinesfalls ersetzen. Vielmehr will die Plattform sie sinnvoll ergänzen, um so die Versorgungsqualität zu verbessern und Patientinnen und Patienten den – zusätzlichen – Weg durch den Bürokratiedschungel zu erleichtern. Mit Curamenta bekommen Betroffene so viel wie möglich an die Hand, um sich ganz auf ihre Gesundung konzentrieren zu können und sich autark an ihrer Behandlung zu beteiligen. Denn damit ist tatsächlich niemand allein: Fast jede dritte erwachsene Person in Deutschland erkrankt jedes Jahr psychisch, berufliche Fehltage aufgrund dessen haben in den letzten Jahren zugenommen. Curamenta möchte diesen Menschen und allen Beteiligten Ängste nehmen und sie auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben unterstützen – auf persönliche wie digitale Weise.