Leichte Sprache

Auf Station: Wer macht was in der Psychiatrischen Klinik?

Bei einem stationären oder auch ambulanten Klinikaufenthalt begegnen einem viele verschiedene Personen: von der Psychiaterin über den Fachkrankenpfleger bis hin zur Sozialarbeiterin. Zusammen sorgen sie für die ganzheitliche Behandlung und Betreuung von psychisch Erkrankten. Dabei haben alle unterschiedliche Aufgaben und Kompetenzen. Unser Beitrag erklärt, wer für was zuständig ist.

 

Bild
Curamenta-Einrichtung

Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie

Im alltäglichen Sprachgebrauch nennt man diese Fachleute meist Psychiaterinnen und Psychiater. Als behandelnde Ärztinnen und Ärzte stellen sie zunächst die Diagnose: Welche psychische Erkrankung liegt vor? Sie können Medikamente verordnen und erarbeiten gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen den jeweiligen Therapieplan. Ziel ist es, dass Patientinnen und Patienten gesund werden oder zumindest ihr Leben möglichst autark führen können.

 

Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie

Wie ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Erwachsenenpsychiatrie behandeln sie psychische Erkrankungen, allerdings bei Kindern und Jugendlichen. Voraussetzung dafür ist eine gesonderte Facharztausbildung. Auch hier wird oft abgekürzt von „Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern“ gesprochen.

 

Fachärztinnen und Fachärzte für Neurologie

Sie diagnostizieren und behandeln Erkrankungen des Nervensystems, die organische Ursachen haben – wie beispielsweise Schwindel. Ihre Arbeit überschneidet sich in einigen Fällen mit der Psychiatrie, denn manche körperlichen Beschwerden können zu psychischen Symptomen führen. Man spricht dann von „neuropsychiatrischen Störungen“. Dazu zählen zum Beispiel Demenzen, Tic-Störungen wie das Tourette-Syndrom oder Autismus. Umgekehrt können psychische Erkrankungen wie Alkoholabhängigkeit neurologische Symptome auslösen, beispielsweise Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen. Neurologinnen und Neurologen – wie man sie kurz bezeichnet – klären also auch ab, wie Krankheitserscheinungen zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen.

 

Ärztliche Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten und Psychologische Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten

Im Alltag sind sie als Psychotherapeutinnen und -therapeuten bekannt. Dabei handelt es sich um Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen und Psychologen, die zusätzlich zu ihrem Studium der Medizin oder der Klinischen Psychologie eine Ausbildung in Psychotherapie absolviert haben. Sie übernehmen die Therapie psychischer Störungen mit Verfahren wie der Kognitiven Verhaltenstherapie , Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie , Systemischen Psychotherapie , Schematherapie oder Psychoanalyse (Analytische Psychotherapie ). Hinzu kommen besondere Therapieformen wie etwa Künstlerische Therapien oder Tiergestützte Therapie (siehe unten). Ein wichtiger Unterschied der beiden Berufsgruppen: Nur Ärztliche Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dürfen Medikamente verschreiben.

 

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten

Sie behandeln Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre mit psychotherapeutischen Verfahren, die zum Teil auch bei Erwachsenen eingesetzt werden (siehe oben). Grundlage dafür ist ebenfalls ein Studium der Medizin oder Klinischen Psychologie, verbunden mit einer mehrjährigen Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin beziehungsweise zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

 

Psychologinnen und Psychologen

Sie haben Psychologie studiert, dürfen jedoch nicht therapieren oder Medikamente verschreiben. Ihre Aufgabe ist es, zu beraten. So unterstützen sie Patientinnen und Patienten etwa darin, Beziehungsmuster im Beruf oder privat besser zu verstehen und zu klären. Dazu nutzen sie neben Gesprächen auch psychologische Tests.

Bild
Therapiegruppe

 

Fachkrankenpflegerin und Fachkrankenpfleger für Psychiatrie

Sie betreuen Patientinnen und Patienten auf Station und erläutern ihnen und ihren Angehörigen zum Beispiel die therapeutischen Maßnahmen. Gerade bei psychischen Erkrankungen spielt letzteres eine wichtige Rolle: Betroffene sind nicht immer in der Lage, alles unmittelbar zu verstehen. Diese zentralen Personen auf einer psychiatrischen Station haben neben ihrer dreijährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin oder zum Altenpfleger eine Weiterbildung zur Fachkrankenpflegerin oder zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie gemacht. Desweiteren übernehmen Fachkrankenpflegerinnen und Fachkrankenpfleger z.B. auch Angehörigengespräche und ihnen übertragene therapeutische Interventionen im Rahmen der Delegation.

 

Therapeutinnen und Therapeuten für Ergo-, Kreativ- und Tiergestützte Therapie

Zum Behandlungsteam in der Klinik gehören häufig auch Therapeutinnen und Therapeuten mit besonderen Ausrichtungen. Ergotherapeutinnen und -therapeuten helfen erkrankten Menschen, (wieder) selbstständig zu handeln, wenn diese Fähigkeit durch die Erkrankung eingeschränkt ist. Kreativtherapeutinnen und -therapeuten unterstützen mit Musik- oder Kunsttherapie. Tiertherapeutinnen und -therapeuten arbeiten etwa mit Hunden , um Patientinnen und Patienten zu helfen, mit sich und ihrer Umwelt wieder besser in Kontakt zu treten.

 

Therapeutinnen und Therapeuten für Körper(psycho)therapie, Bewegungs- und Physiotherapie

Psychische Störungen können sich auch körperlich ausdrücken – und umgekehrt. Daher wird der Körper oft in die Behandlung mit einbezogen, um psychische Symptome positiv zu beeinflussen. Dazu gehören einerseits Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelrelaxation oder auch Atemtherapien, die von Körper(psycho)therapeutinnen und -therapeuten angeboten werden. Bewegungs- und Sporttherapeutinnen und -therapeuten übernehmen aktivierende Sporteinheiten sowie Physiotherapie. Neben der Krankengymnastik zählen dazu auch manuelle Therapien wie Chiropraktik oder Osteopathie.

 

Sozialarbeiterinnen/Sozialarbeiter und Sozialpädagoginnen/Sozialpädagogen

Sie unterstützen Patientinnen und Patienten und deren Angehörige in allen Fragen abseits der medizinischen Behandlung. Im Rahmen einer solchen „psychosozialen Betreuung“ oder „Sozialtherapie“ helfen sie zum Beispiel bei Behördengängen, bei der Kommunikation mit Ämtern, dem Austausch mit dem Arbeitgeber, aber auch bei Schwierigkeiten in persönlichen Beziehungen. Zudem helfen sie schon vor der Entlassung, den Übergang in den Alltag – in die eigene Wohnung oder eine betreute Wohnform – fließender zu gestalten und das persönliche Netzwerk aus Freundinnen und Nachbarn zu (re)aktivieren.

 

Bild
Angehörige

Erzieherinnen und Erzieher

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie können auch ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher zum Einsatz kommen. Je nach Klinikkonzept fallen ihnen verschiedene Aufgaben zu. In der Regel kümmern sie sich um die alltägliche Betreuung der jungen Patientinnen und Patienten, übernehmen erzieherische Tätigkeiten, beraten die Erkrankten und ihre Familie und planen Freizeitaktivitäten. All dies tun sie stets in enger Zusammenarbeit mit dem gesamten Betreuungsteam.

Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter

Wie der Name treffend sagt, begleiten diese Fachkräfte Betroffene bei alltagspraktischen Tätigkeiten. Sie helfen beim Aufräumen oder Ausfüllen von Formularen und unterstützen bei der Gestaltung des Tagesablaufs. Zudem stehen sie oft als Gesprächspartnerinnen und -partner zur Verfügung. Häufiger Einsatzort von Alltagsbegleitenden sind Stationen im gerontopsychiatrischen Bereich, also zum Beispiel bei Demenzerkrankten.

 

Stationshilfen

Stationshilfen unterstützen die alltägliche Versorgung der Patientinnen und Patienten in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören zum Beispiel die Speise- und Getränkeversorgung, die Reinigung und der Transport von Wäsche, das Bereitstellen von Pflegeutensilien sowie weitere Aufgaben, die im Betrieb einer Station anfallen können.

 

Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher

In den meisten psychiatrischen Kliniken steht den erkrankten Menschen in der Regel eine ehrenamtliche Patientenfürsprecherin oder ein Patientenfürsprecher zur Verfügung. Als unabhängige Vertrauensperson nimmt sie oder er sich Zeit für Gespräche, leitet Lob oder Beschwerden weiter, stärkt Patientinnen und Patienten auf Station in der Wahrnehmung ihrer Rechte und vermittelt bei zwischenmenschlichen Konflikten.

icon Patient

"Viele wollen einfach nur reden"

In diesem Blogeintrag berichtet Michaela Geiger von der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech über ihre Tätigkeit als Patientenfürsprecherin.