Leichte Sprache

Partner mit Psychose

Hallo zusammen, mein Partner, mit dem ich seit 9 Jahren zusammen bin (wir wohnen aber nicht zusammen) ist vorletztes Wochenende mit einer Psychose in einer Klinik aufgenommen worden. 2 Tage später stand er vor meiner Tür, weil er sich selbst entlassen hat. "Ist alles wieder gut" Letztes Wochenende wurde es dann noch schlimmer. Seine Nachbarn hören ihn ab, scannen seinen Körper, hören seine Gedanken...Er wollte Gott sei Dank selbst wieder in die Klinik. Gestern war ich da um ihm seine Sachen zu bringen und er meinte er wollte ja ehrlich mit mir sein...er würde mich nicht mehr so lieben wie früher, weil ich auch so zugenommen habe...Aber wir würden das schon hinkriegen... Ich bin noch ruhig geblieben habe mich aber auf dem Rückweg daran erinnert, dass er als es ihm schon schlecht ging sagte, dass die Stimmen, also seine Nachbarn auch gehört hätten als er "fette Sau" gedacht hat...Ich fühle mich gerade wie im falschen Film! Sind das die Stimmen oder denkt er wirklich so??? Ich bin dermaßen verletzt....Ich dachte nach 9 Jahren wäre da mehr als ein toller Körper... Ich habe keine Erfahrung mit dem Thema und hoffe, dass mir jemand einen Rat geben kann.

Hallo, mein Partner hat paranoide Schizophrenie und bei ihm war es auch richtig heftig. Er hat mich immer beschuldigt das ich fremd gehen, Drogen nehmen würde, ihn abhören und überwachen würde. Ich konnte ihn überhaupt nicht vom Gegenteil überzeugen weil er davon überzeugt war das ich ihm was böses will. Das war natürlich nicht so. Von seiner Seite ist das Vertrauen zu mir weg weil er mir in seinen Schüben nicht geglaubt hat. Er war auch in der Klinik aber er hat nach neun Tagen abgebrochen. Die Beziehung ist daran zerbrochen. Wenn der Betroffene keine Hilfe in Anspruch nimmt dann wird es schwierig die Beziehung weiter zu führen weil man als Partner sehr darunter leidet.

Danke schön, da habe ich auch schon drüber nachgedacht. Ich werde mal sehen, was es hier in der Nähe gibt.
LG

Hallo! 
Danke für diese offene Schilderung Ihrer Situation, ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen nicht leicht gefallen ist, sich in dieser Lage Unterstützung zu suchen - und doch ist genau das so wichtig, da Angehörige von Patient:innen mit psychotischen Erkrankungen häufig selbst total verunsichert sind, welches Verhalten dem Partner oder der Krankheit zuzuschreiben ist. So wie Sie es ja auch erleben: ich kann mir und meiner Einschätzung bzgl. der Gefühle des Partners und dem Status der Beziehung gar nicht mehr richtig trauen.
 

Zur Erklärung vielleicht ein paar Worte zum Hintergrund dieser Erkrankung: In dieser Phase der Erkrankung Ihres Partners (er befindet sich in der sog. Akutphase) bestimmen Symptome wie Wahnerleben und Halluzinationen (z. B. Stimmenhören) das Symptombild und können teilweise zu (in Ihrem Fall verbal) aggressivem Verhalten führen, sodass eine geschützte stationäre Behandlung die beste Therapiemethode darstellt. Ziel ist hier neben der medikamentösen Behandlung auch die Reduktion von Außenreizen um (vereinfacht gesagt) das durch die Psychose "überreizte" Gehirn zu beruhigen. Die Betroffenen selbst fühlen sich durch die vielen Sinneseindrücke total überflutet und verängstigt. Viele Reaktion, die wir "von außen" nicht nachvollziehen können sind Versuche der Patienten, mit dieser Reizüberflutung umzugehen und diese zu reduzieren. Auch das wahnhafte Erleben kann ein Bewältigungsversuch der Psyche sein, den bestehenden Ängste einen "Sinn" zu geben (die Nachbarn gucken so komisch, dann können sie bestimmt meine Gedanken lesen). In der Psychose gefangen zu sein macht den Betroffenen selbst Angst und isoliert sie von ihrem Umfeld. Das Fachpersonal in der Klinik weiß damit umzugehen und unterstützt Ihren Partner sicherlich bestens. 

Fragen Sie gerne die Behandler in der Klinik, ob es möglich ist ein Angehörigengespräch zu führen. Dies ist eine gute Möglichkeit, weitere Informationen zum Krankheitsbild zu bekommen und mit dem Stationsteam zu besprechen, wie sie die Genesung als Angehörige:r bestmöglich begleiten können.

Aber was können Sie nun am besten tun? Vor allem zu versuchen, die Aussagen Ihres Partners als Ausdruck der Erkrankung und nicht persönlich zu nehmen (so schwer das sicherlich ist). Nach meiner Erfahrung als Psychotherapeutin sind viele Patient:innen nach Ende der akuten Phase sehr betroffen über ihr Verhalten den Angehörigen ggü. und froh über die Unterstützung und Geduld von Freunden und Familie. Wenn Sie bemerken, dass Sie selbst Hilfe brauchen scheuen Sie sich nicht, diese einzufordern (z. B. über den Hausarzt) und sich auf Ihre eigenen Bedürfnisse in dieser schwierigen Zeit zu konzentrieren.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Partner alles Gute!

Vielen Dank für die Antwort! Ich werde versuchen einen Termin mit einem Arzt zu bekommen und auch sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen, so scher es auch ist. Da er sich nicht meldet mache ich mir natürlich auch Gedanken wie es ihm geht...Ein Arztgespräch ist wohl erstmal eine gute Idee.

Hallo, ich habe deinen Beitrag gerade gelesen und wollte noch eine Idee von mir mitgeben, was hälst du von einer Angehörigen Selbsthilfegruppe? Ich nahm auch schon einmal an einer Selbsthilfegruppe teil, mir hat das sehr gut getan. Ich hatte das Gefühl nicht so alleine zu sein, es ging mir damit gut. LG