Als ehrenamtliche Patientenfürsprecherin kümmert sich Michaela Geiger an der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech um Belange der Patientinnen und Patienten und vermittelt auch bei Konflikten und Beschwerden.
Vor einigen Jahren, als sie nach einem Schlaganfall im Krankenhaus lag, hätte sich Michaela Geiger jemanden gewünscht, mit dem sie hätte reden können. Der einfach den Kopf zur Tür hereingesteckt und gesagt hätte, „Hallo, ich bin hier die Patientenfürsprecherin. Brauchen Sie vielleicht jemanden, der Ihnen zuhört und mit dem Sie sprechen können?“ Zum Beispiel über Ängste, die einen beschäftigen, während man in der Klinik ist. Damals war es ihre Sorge, dass die Gesichtslähmung nicht zurückgehen würde. Inzwischen hat sich alles zum Guten entwickelt – und Michaela Geiger ist jetzt selbst die Person, die sie sich gewünscht hat. Seit 2020 arbeitet sie ehrenamtlich als Patientenfürsprecherin in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech.
Einsamkeit und Angst begegnen
„Viele Patientinnen und Patienten wollen einfach nur sprechen“, berichtet die 63-jährige Rentnerin, „sie haben niemanden mehr oder die Angehörigen haben nur wenig Zeit, um vorbeizuschauen.“ In dem Krankenhaus in Oberbayern, westlich von München, werden psychiatrische und psychosomatische Störungen behandelt. Depressionen sind eine häufige Diagnose, nicht zuletzt hervorgerufen durch Einsamkeit. Die Menschen sind oft für Wochen oder Monate auf Station, vor der Entlassung stellen sich dann nicht selten Befürchtungen ein: „Sie haben zum Beispiel Angst, ihren Alltag wieder allein bewältigen zu müssen“, sagt Michaela Geiger. Sie erklärt dann, dass es viele Ehrenamtliche „dort draußen“ gibt, bei denen sich die Betroffenen nur melden müssten, um diese Unterstützung in Anspruch nehmen zu können. Doch das ist oft ebenso wenig bekannt wie ihre eigene Tätigkeit – trotz Aushängen und anderem Informationsmaterial.
Als Patientenfürsprecherin zuhören und auch handeln
In manchen Kliniken wird für Patientenfürsprecherinnen und -sprecher ein eigenes Sprechzimmer eingerichtet. Das hat sich in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik in Landsberg nicht als praktisch erwiesen. Lieber geht Michaela Geiger deshalb ein- oder zweimal die Woche für jeweils zwei bis drei Stunden von Zimmer zu Zimmer. Als Fürsprecherin, die nicht in der Klinik angestellt ist, gehört es auch zu ihren Aufgaben, Lob und Wünsche weiterzugeben sowie bei Konflikten als unbeteiligte Dritte zu vermitteln. Manches Streitthema kann Michaela Geiger selbst schon beilegen, etwa, wenn jemand meint, das Essen sei ungenießbar. „Wenn alle es essen, kann es ja so schlecht nicht sein.“ Bei anderen Beschwerden aber handelt sie unmittelbar: „Es kommt inzwischen immer häufiger vor, dass Patientinnen sich von Patienten auf der Station belästigt fühlen“, sagt die resolute Ehrenamtliche, „dann gehen wir gemeinsam zur Stationsleitung und besprechen, was sich ändern lässt.“
„Anliegen klären, Mängel beseitigen“
Das Pflegepersonal hat häufig nicht die Zeit, sich um andere als medizinische Anliegen zu kümmern. Als Patientenfürsprecherin vereint Michaela Geiger seelsorgerische, psychotherapeutische und soziale Aspekte, ähnlich, wie in anderen Krankenhäusern etwa die „Grünen Damen und Herren“. Manche von diesen werden später Patientenfürsprecherinnen, ebenso wie pensionierte Ärzte, Krankenschwestern oder etwa Pfarrer. In den 1980er Jahren nahmen die ersten Patientenfürsprecherinnen und -fürsprecher ihre Arbeit auf, seit 2015 sind sie in einem Bundesverband organisiert.
Ungewöhnlicher Weg: Von der Schreinermeisterin zur Fürsprecherin
Michaela Geigers Weg zur Patientenfürsprecherin war ursprünglich nicht vorgezeichnet. Sie arbeitete als Schreinermeisterin, ehe sie diesen Beruf wegen ihrer Erkrankung 2016 aufgeben musste. Nach ihrer Genesung engagierte sie sich im Sozialverband VdK (Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e.V.) mit Besuchsdiensten und absolvierte eine Ausbildung zur Pflegebegleiterin. Im VdK Landsberg bekleidet sie inzwischen das Amt der Ortsvorsitzenden. „Mit all diesem Wissen habe ich mir die Tätigkeit als Patientenfürsprecherin in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik in Landsberg zugetraut“, erklärt Michaela Geiger, „ich bin einfach gern für Menschen da.“ Die Stellenausschreibung für ihre neue Aufgabe entdeckte die vierfache Mutter und Oma von fünf Enkelkindern zufällig im Landsberger Tagblatt.
Die Schweigepflicht gilt auch für sie als Ehrenamtliche
Nicht jeder möchte ihre Dienste in Anspruch nehmen. „Oft sind das Patientinnen und Patienten, die nur kurz in der Klinik aufgenommen sind“, sagt Michaela Geiger. Auf eines können sich aber alle verlassen: Was im Vertrauen berichtet wird, wird ebenso behandelt. Denn auch als Ehrenamtliche unterliegt Michaela Geiger der Schweigepflicht. „Manche Menschen öffnen sich sofort und erzählen einem ihre ganze Lebensgeschichte“, berichtet sie. Mit all ihrer Lebenserfahrung, auch durch ihre eigene Erkrankung, kann Michaela Geiger einfühlsam auf ihr Gegenüber eingehen und vor allem gut zuhören. Wenn sie dann nach Hause radelt, lässt sie das Erlebte „in der Regel gut vor Ort“. Und beschäftigt sie einmal doch noch etwas, „dann telefoniere ich mit meiner Tochter“ – natürlich ohne Angaben persönlicher Details. „Ich muss es selbst nur einmal aussprechen“, erklärt Michaela Geiger, „dann ist es gut.“ Reden hilft.