Nach der Klinik, als Überbrückung bis zu einer Therapie oder weil eine Abhängigkeit droht: Selbsthilfegruppen bei Alkohol-, Medikamenten-, Drogen- oder Computer- und Glücksspielsucht können wertvolle Unterstützung bieten auf dem Weg zurück in ein „normales“ Leben. Zehn gute Gründe, warum Suchterkrankte und Angehörige davon profitieren, sich einer solchen Gruppe anzuschließen.
1. Man ist nicht allein mit der Sucht
In einer Selbsthilfegruppe begegnen Suchterkrankte anderen Menschen, denen es so ergangen ist wie ihnen selbst. Zu spüren, dass man nicht der einzige Mensch auf der Welt ist, der von einer Substanz oder etwa von Computerspielen abhängig geworden ist, kann helfen, sich weniger isoliert zu fühlen. Insbesondere, wenn Freunde und Freundinnen, Partner oder Partnerin sowie Familienmitglieder sich von einem zurückgezogen haben.
2. Ähnliche Erfahrungen, vergleichbare Herausforderungen
Die Teilnehmenden mussten ähnliche Herausforderungen meistern und stehen vor vergleichbaren Aufgaben. Wie Einzelne damit umgegangen sind oder umgehen, kann anderen in der Gruppe helfen, die noch Orientierung brauchen. Alle können voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. So werden die Gruppenmitglieder zu Expertinnen und Experten ihrer Erkrankung.
3. Begegnung auf Augenhöhe bei gleichzeitiger Anonymität
Die Teilnehmenden begegnen einander auf Augenhöhe, selbstbestimmt und mit gegenseitiger Wertschätzung. Das erleichtert die Entscheidung für eine Selbsthilfegruppe ebenso wie die zugesicherte Anonymität. Zumal man einfach hingehen kann, eine Anmeldung ist nicht erforderlich und die Teilnahme ist kostenlos. Zunehmend werden auch Online-Gruppen angeboten.
4. Verständnis ohne Bewertung
Alle wissen, wovon man spricht. Daher ist es nicht nötig, Zusammenhänge zu erläutern, was bei Außenstehenden meist erforderlich ist. Gleichzeitig muss niemand Angst davor haben, von anderen für das Erlebte und das eigene Verhalten verurteilt zu werden. Das befreit und kann helfen, Gefühle von Scham oder Schuld abzubauen und Selbstvorwürfe loszulassen.
5. Weniger Hemmungen sich mitzuteilen
Im Kreis von Menschen mit ähnlichem Hintergrund fällt es leichter, sich zu öffnen und von sich selbst, seinen Gedanken und Gefühlen, zu erzählen. Weil das Gesagte in der Gruppe bleibt, gelingt es besser, über schwierige Momente zu sprechen. Das Erlebte kann so allmählich verarbeitet werden.
6. Motivation durch die Erfolge anderer
Berichtet jemand von Fortschritten auf seinem Weg der Genesung, kann das anderen Mut machen und sie anspornen, selbst auch die nächste Hürde im eigenen Alltag zu nehmen. Hat man dann etwas geschafft, werden Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen gestärkt.
7. Die eigenen Ressourcen kennenlernen
Das Feedback der Gruppe kann helfen, eigene Fähigkeiten besser zu erkennen, die einem bei der Gesundung helfen können. Selbsthilfegruppen tragen ihr Ziel im Namen: sich selbst zu helfen – möglicherweise auch in Verbindung mit einer ambulanten Therapie.
8. Rückschläge verhindern und Abstinenz fördern
Ob Alkohol oder andere Drogen: Eine Sucht bleibt latent im Hintergrund. Selbsthilfegruppen dienen deshalb auch dazu, einen Rückfall zu vermeiden – mit Erfolg. Wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., die Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe, Anfang 2019 mitteilte, liegt „der Abstinenzerfolg bei ca. 70 bis 75 Prozent“. Kommt es dennoch zu einem Rückfall, kann die Gruppe – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – durch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl diejenigen auffangen und unterstützen.
9. Halt und Routine durch regelmäßige Treffen
Die Treffen sind regelmäßig und geben dem Alltag dadurch Sicherheit und Struktur. Bei einer Angsterkrankung oder Depression, die bei einer Suchterkrankung oft hinzukommen, kann der wöchentliche Termin, das Wiedersehen mit vertrauten Menschen, entspannend und stimmungsaufhellend wirken. Häufig entstehen auch langfristige und/oder freundschaftliche Kontakte, die das eigene soziale Netz stabilisieren.
10. Auch Angehörige finden Hilfe
Viele Selbsthilfegruppen bieten auch Unterstützung für Menschen an, deren Angehörige suchtgefährdet oder bereits suchterkrankt sind. Sie können ihre Sorgen und Befürchtungen teilen, erfahren, wo sie etwa für ihren Partner oder ihre Partnerin professionelle therapeutische und medizinische Hilfe finden und wie sie selbst eine mögliche Co-Abhängigkeit vermeiden oder überwinden.