Was sind Ängste und Phobien?
Angst zu haben ist eine natürliche Reaktion des Menschen, die vor Gefahren und Bedrohungen schützen soll. Der Körper wird dabei in einen Alarmzustand versetzt, um schnell reagieren zu können – mit Flucht, Abwarten oder Angriff. Begleitet wird dieser Prozess durch körperliche Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche oder Anspannung. Ist die Angst auslösende Situation vorüber, verschwinden das Gefühl und die Begleiterscheinungen.
Bei einer Angststörung treten diese Angstreaktionen immer wieder auch in Situationen auf, die keine reale Gefahr darstellen. Betroffene erleben ein intensives Angstgefühl, das sie kaum kontrollieren oder stoppen können. Die Ängste können sich einerseits ohne konkreten Anlass einstellen, andererseits in Verbindung mit einer bestimmten Situation, einem Objekt oder Lebewesen. In diesem Fall werden sie als Phobien bezeichnet.
Welche Angststörungen gibt es?
Angststörungen können in vielen verschiedenen Formen auftreten. Die häufigsten sind:
Agoraphobie
Betroffene empfinden Ängste angesichts von Menschenmengen und öffentlichen Plätzen. Sie fürchten sich davor, nicht rechtzeitig von solch einem Ort fliehen zu können.
Generalisierte Angststörung
Erkrankte werden permanent von unterschwelligen Ängsten begleitet. Ihre übersteigerten Sorgen richten sich auf Dinge, die passieren könnten. Zum Beispiel, dass sie selbst oder Angehörige schwer erkranken oder einen Unfall haben. Durch die konstante Angst leiden Betroffene an hoher innerer Anspannung.
Panikstörung
Ohne erkennbaren Grund erleben Menschen immer wieder starke und plötzliche Angstattacken, auch Panikattacken genannt. Sie dauern meist nur wenige Minuten und bringen heftige körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindel mit sich.
Soziale Phobie
Die Angstgefühle werden durch Situationen ausgelöst, in denen Betroffene im Mittelpunkt stehen - etwa bei einer Präsentation oder einer Rede. Sie fürchten das Urteil der anderen und haben übersteigerte Angst, sich zu blamieren oder Fehler zu machen.
Spezifische Phobie
Unter diese Form fallen Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten: zum Beispiel vor Spinnen, Höhen oder geschlossenen Räumen.
Hier kommen Sie zu der Karte mit den Trägerstandorten.
Betroffene erleben Angstgefühle meist übermächtig. Obwohl ihnen bewusst ist, dass ihre Ängste irrational sind, können sie sie kaum kontrollieren oder stoppen. Die Angstreaktion wird von verschiedenen körperlichen Symptomen begleitet, die unterschiedlich stark auftreten können. Dazu gehören Herzklopfen bis Herzrasen, schnelle Atmung, Luftnot, Schwindel, Unruhe, Anspannung, Schweißausbrüche, Zittern, Beklemmungen und Druck auf der Brust.
Auf psychischer Ebene kann sich Angst insbesondere bei einer Panikstörung auch in dem Gefühl äußern, sterben zu müssen, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren. Ist das Angstgefühl mit einer Situation oder einem Objekt verknüpft, neigen Betroffene dazu, diese zu meiden. Rückzug, soziale Isolation und Einschränkungen im Alltag sind mögliche Folgen.
Das Gefühlsleben Betroffener wird zudem von der „Angst vor der Angst“ beeinträchtigt. Die ständige Erwartung der nächsten Angstreaktion ist anstrengend und belastend.
Woran erkenne ich, ob ich an Ängsten oder Phobien leide?
- Ich fürchte mich vor einer bestimmten Sache, einem Lebewesen oder einer Situation und meide diese, obwohl objektiv gesehen keine Gefahr davon ausgeht.
- Ich habe häufig oder immer grundlos Angst, obwohl es keinen Anlass gibt.
- Ich erlebe körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Beklemmungen in der Brust oder Kehle, Atemnot, übermäßigen Harndrang oder Durchfall.
- Ich habe das Gefühl, ohnmächtig oder verrückt zu werden, oder leide unter Todesangst.
- Mich quälen meine Ängste und Sorgen so sehr, dass ich Schwierigkeiten habe, meinen Alltag zu bewältigen, beispielsweise zu arbeiten, zu lernen, Freunde oder Familie zu treffen.
Hier kommen Sie zum Selbsttest Angststörung.
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an Ängsten oder Phobien leide?
Ärztinnen und Ärzte ergründen zunächst die Krankheitsgeschichte. So verschaffen sie sich Klarheit über den Beginn der Erkrankung, ihre Art und ihr Ausmaß. Da viele Symptome von Ängsten und Phobien auch von anderen Erkrankungen herrühren könnten – beispielsweise der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems –, müssen körperliche Ursachen ausgeschlossen werden. Deshalb können im Rahmen der Diagnostik körperliche Untersuchungen eingesetzt werden wie ein Elektrokardiogramm (EKG), Blutuntersuchungen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT).
Werden körperliche Ursachen ausgeschlossen, geht die Diagnostik mit Gesprächen weiter. Mittels eines systematischen Fragenkatalogs können sich Ärztinnen und Ärzte ein genaues Bild der Angsterkrankung machen und herausfinden, wie sie sich auf das Alltagsleben der Betroffenen auswirkt. Zu den abgefragten Informationen zählen unter anderem vorherige oder begleitende Erkrankungen, Krankheits- oder Todesfälle in der Familie, Lebensumstände und -gewohnheiten.
Curamenta bietet einen Selbsttest an, mit dessen Hilfe herausfinden können, ob Sie an einer Angststörung leiden. Er liefert jedoch keine Diagnose, die nur durch ärztliche Abklärung erfolgen kann. Im Zweifelsfall sollte also stets eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Hier kommen Sie zum Selbsttest Angststörungen.
Wichtig für Betroffene ist, sich der Krankheit bewusst zu werden, sie zu akzeptieren und sich ihr zu stellen. Die Neigung angstauslösende Dinge oder Situationen zu vermeiden, kann die Ängste oder Phobien noch verstärken. Sich ihnen zu stellen, kann als Training verstanden werden, das dabei hilft, die Ängste selbst abzubauen. Für viele Betroffene stellt gerade dies jedoch eine besonders große Herausforderung dar.
Wer bei Ängsten oder Phobien ärztliche Hilfe sucht, zeigt dadurch keine persönliche Schwäche, sondern einen wünschenswerten Umgang mit der Erkrankung. Dazu gehört auch, das eigene Umfeld wie Familie oder Freunde einzubeziehen. Von ihnen kann wertvolle Unterstützung kommen. Daneben zeigt der Besuch von Selbsthilfegruppen für den Austausch mit anderen Betroffenen bei manchen Erkrankten gute Ergebnisse.
Hilfreich für eine Therapie können auch Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation sein. Grundsätzlich ist sportliche Betätigung empfehlenswert, insbesondere Ausdauersportarten wie Laufen oder Fahrradfahren.
Angehörige und Freunde müssen zunächst anerkennen und akzeptieren, dass eine nahestehende Person an einer Angststörung leidet – und dass diese eine psychische Erkrankung darstellt. Wichtig ist, sich über die Krankheit zu informieren. Das kann über professionellen Rat von ärztlicher Seite geschehen, aber auch über den Austausch mit anderen Betroffenen beispielsweise in unserem Forum.
Freunde und Angehörige können Betroffenen helfen, indem sie ihnen zuhören und zeigen, dass sie für die Situation Verständnis haben. Auf keinen Fall sollte das Leiden Anlass für Kritik, Vorwürfe oder gar Spott sein. Zu sehen, dass sie nicht allein sind und man sie unterstützt, ist für Erkrankte äußerst hilfreich. Ebenso wichtig ist es, Betroffene zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen oder – im äußersten Fall – selbst eine ärztliche Abklärung anzustoßen.
Ängste und Phobien sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die professionelle Hilfe und Behandlung erforderlich machen. Die zahlreichen verschiedenen Faktoren, die zu einer Erkrankung führen können, machen es für Betroffene schwierig, allein die Ursachen zu erkennen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Unter den verschiedenen Behandlungsmethoden hat sich die Verhaltenstherapie als besonders erfolgversprechend herausgestellt, die je nach Ausprägung der Erkrankung durch die Gabe von Medikamenten unterstützt werden kann. Auch eine tiefenpsychologische Therapie, die von Psychotherapeutinnen oder Psychiatern vorgenommen wird, kann bei einigen Betroffenen geeignet sein.
Über die professionelle Behandlung hinaus, haben sich regelmäßige Bewegung, Sport sowie ein grundsätzlich gesunder Lebensstil als hilfreich herausgestellt. Ebenso förderlich sind Entspannungstechniken wie Atemübungen, Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation.
Obwohl die Psychotherapie als erste Wahl bei der Behandlung von Angststörungen gilt, können in manchen Fällen auch Medikamente eingesetzt werden. Das gilt besonders dann, wenn die Betroffenen so schwer beeinträchtigt sind, dass eine Psychotherapie im ersten Schritt nicht möglich ist oder eine Psychotherapie nicht den gewünschten Erfolg gezeigt hat. Im Allgemeinen kommen dann Antidepressiva zur Anwendung, die dazu beitragen, die Ängste und Phobien zu vermindern und die Stimmung der Betroffenen relativ schnell zu verbessern. Eine andere Möglichkeit bieten Benzodiazepine, auch als Beruhigungsmittel bekannt. Sie können Angstzustände schnell auflösen, sind jedoch keine Dauerlösung und heilen die Angststörung auch nicht. Medikamente werden ausschließlich im Rahmen einer Behandlung abgegeben und sollten niemals ohne ärztliche Aufsicht eingenommen werden.
Herzrasen, Schwindel, Atemnot – die Symptome von akuten Ängsten oder Panikattacken sind vielfältig und dauern meist einige Minuten bis zu einer halben Stunde. Betroffene können entweder eine Notaufnahme aufsuchen, die über eine psychiatrische Ambulanz verfügt oder versuchen, sich mit einfachen Maßnahmen selbst zu helfen. Dazu zählen Atemübungen, beispielsweise die 4-6-8-Technik, bei der sie vier Sekunden lang einatmen, sechs Sekunden lang die Luft anhalten und dann acht Sekunden ausatmen. Eine weitere Selbsthilfemaßnahme ist es, das Gefühl nicht zu unterdrücken oder zu kontrollieren, sondern die Panikattacke zu akzeptieren. Hilfreich kann es auch sein, eine Ablenkung zu suchen, beispielsweise Menschen anzusprechen oder sich auf eine bestimmte Tätigkeit zu konzentrieren.
Ängste und Phobien können ganz unterschiedliche Ursachen haben, die in Kombination die Erkrankung auslösen können. Dazu zählen die Veranlagung innerhalb der Familie, frühkindliche Erfahrungen, traumatische Erlebnisse, Stresssituationen oder verschiedene Persönlichkeitsstörungen. Ängste und Phobien können auch durch organische Erkrankungen verursacht werden, beispielsweise durch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege, Störungen der Schilddrüse oder krankhafte Veränderungen der Nerven im Gehirn.